Wikipedia:WikiReader/Oesterreichische Literatur

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- Literaturen -

"Die Literatur aus Österreich ist gewiß zum überwiegenden Teil in deutscher Sprache abgefaßt, aber sie gehorcht auf Grund der historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ganz anderen Gesetzen, auch im Bereich der reinen Form und des Inhalts." Professor Wendelin Schmidt-Dengler, Österreich und Mitteleuropa (pdf, kakanien.at)

Der Begriff "Österreichische Literatur" ist nicht eindeutig definiert. Es gibt und gab immer wieder Bemühungen, eine eindeutige und allumfassende Definition herauszuarbeiten. Eine generelle, formale Beschreibung ist jedoch nicht möglich, weshalb der Begriff im wesentlichen auf Autoren angewandt wird die in Österreich-Ungarn oder später in der Republik Österreich geboren wurden und/oder dort ihren Lebensmittelpunkt hatten. Da viele dieser Autoren jedoch zugewandert waren oder aber im Laufe ihres Lebens ihren Lebensmittelpunkt ins deutsch- oder im 20. Jahrhundert auch ins fremdsprachige Ausland zumindest für längere Zeit verlegten (bzw. verlegen mussten), sind konkrete, historische, rein geografische oder auch szenespezifische lokalästhetische Definitionen der Eigenheiten österreichischer Literatur nicht möglich. Dennoch gibt es zweifellos einzelne oft auch zeit- und strömungsübergreifende Traditionslinien, sowohl formaler wie auch stofflicher Art, die aber nur für jeweils konkrete Epochen oder Literaturströmungen genau gefasst werden können.

Der nachfolgende Artikel beschäftigt sich mit verschiedenen Definitionsmodellen, beleuchtet die geschichtliche Entwicklung, die zu einer Blüte der Literatur führte und ist darum bemüht, verschiedene Etappen bis in die heutige Zeit vertiefend zu behandeln.

Zum Begriff Deutsch[Quelltext bearbeiten]

Das Wort „teutsch“ (deutsch) bildete sich aus dem germanischen Wort thioda (Volk) - (Adjektiv thiodisk) heraus und bezeichnete die Sprache der nicht lateinisch (und nicht romanisch) sprechenden Bevölkerung. Man findet es erstmals im Jahre 786 n.Chr. im Synodenbericht des päpstlichen Nuntius Georg von Ostia. Dieser Bericht wurde sowohl im Lateinischen als auch in der Volkssprache verlesen. Die „theodisca lingua“ war seit Karl dem Großen eine gängige Bezeichnung für die nieder- und oberdeutschen Volkssprachen. Deshalb tragen auch viele Sprachen, die heute nicht mehr zum "Deutschen" gezählt werden, einen von thiodisc abgeleiteten Namen (vgl. engl. dutch für das Niederländische, frz. thiois für das Flämische).

Erst seit der Neuzeit und dem Zeitalter der Nationalstaaten definieren sich - wie heute - die Menschen vor allem als einem Staat zugehörig. Vorher war die Zugehörigkeit zu einer Kulturnation (oder wie immer man das nennen will), also einer Sprachgemeinschaft, einem Rechtsbrauch, einer Sozialform das eigentlich entscheidende für die Selbstdefinition von "Deutschen". Daher soll die Verwendung der Begriffe "Deutsch" oder "Deutscher" in diesem Artikel nicht irgendeine Staatszugehörigkeit implizieren, sondern die Zugehörigkeit zu einer Sprach- und Kulturtradition, die sich gegenseitig beeinflusst haben und aus der sich verschiedene Nationalliteraturen entwickelt haben.

"Österreichische Literatur", so wie die der Schweiz, ist in vielen Sprachen geschrieben worden und hat Elemente verschiedenster Kulturen und Traditionen vereint. Dieser Artikel bemüht sich, regionale Eigenheiten, aber auch Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.

Danksagung/Team[Quelltext bearbeiten]

Der Wikireader sollte über Literatur von und über Österreich informieren. Dabei sollten auch Informationen über die Vorgängerterritorien, die regionale Entwicklung, sowie Kultur und Geschichte enthalten sein, soweit sie die Entstehung von Literatur beeinflußt hat.

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Einleitung / Grundinformationen[Quelltext bearbeiten]

Der folgende Abschnitt bietet Hintergrundwissen rund um Territorium, Sprachgruppen und kulturelle Einflüsse - alles Elemente, die bei der Definition einer Literatur berücksichtigt werden sollten.

Territorium - Geschichte - Sprache[Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte bildet einen wichtigen Faktor für eine mögliche Definition der österreichischen Literatur. Teile Österreichs waren zwar mit Teilen der Schweiz und Deutschland in einem gemeinsamen Sprachraum vereint, was die jeweiligen Territorialherrschaften anging, waren diese jedoch nie sprachlich definiert, weshalb eine rein auf "deutscher" Sprache basierende Definition zu kurz greift. Im Mittelalter, der frühen Neuzeit und bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, bestand ein nur sehr loser Zusammenhang zwischen Literatursprache, Literaturformen und den jeweiligen Territorialherren. Für das Mittelalter ist in der Regel kaum zu fassen, woher ein bestimmter Dichter stammte - es fehlen die Zeugnisse - für die Zeit danach ist häufig noch auf lange Zeit das Lateinische die vorherrschende, übernationale Literatursprache. Im Unterschied zu England und Frankreich entwickeln sich nationale Traditionen im deutschen Sprachraum spät. Erst im 19. Jahrhundert, im Gefolge der Romantik und mit der beginnenden Erweckung osteuropäischer Sprach- und Literaturwissenschaft, beginnt eine Differenzierung zwischen Territorium (das heißt Herrschaftsbereich) und Volkssprache und Kultur. Zuvor galt auch für die volkssprachlich nicht deutschen Bereiche des Habsburgischen Reichs für die Gebildeten entweder das Deutsche oder aber das Lateinische fraglos als Literatur- und Kultursprache.

Diese Entwicklung verschärfte sich im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in engem Zusammenhang mit der Nationalitätenfrage innerhalb des Habsburger Reichs. Ein Schriftsteller wie zum Beispiel Franz Kafka, der durchaus tschechisch sprach, schrieb auf deutsch, während Italo Svevo (dessen Pseudonym "italienischer Deutscher" bedeutet - er war deutsch-jüdischer Herkunft) auf italienisch (wenn auch im Dialekt von Triest - welcher wiederum in Italien wenig angesehen war) schrieb, und Jan Neruda und Jaroslav Hašek ihre Werke in tschechischer Sprache verfassten. Elias Canetti schließlich wuchs in bulgarischer, spaniolischer, deutscher und englischer Sprache auf, schrieb aber auf deutsch, und ist so ein spätes Abbild der vielfältigen Sprachen und kulturellen Schichten des Habsburger Reichs.

Eine österreichische Literatur bildete sich - im Unterschied zu vorhergegangenen, lokal zu sehenden Eigenheiten - erst im Laufe des 19. Jahrhunderts heraus. Und das eben im Zusammenhang der erwachsenden anderen Nationalliteraturen innerhalb des Habsburger Reichs aber auch gleichermaßen im Austausch mit ihnen. Verschärft wurde diese Situation ab 1871 mit der Kleindeutschen Lösung der deutschen Frage und weiter verschärft nach dem Ende des Habsburger Reichs, 1918, den Wirren der Zwischenkriegszeit und dem Anschluss 1938. Nach 1945 versuchte sich die Österreichische Literatur, wie auch die westdeutsche, neu zu erfinden, und fand erst allmählich wieder einen eigenen Ton zwischen historischem Traditionsbewusstsein, Fortfühung der modernen, ästethischen Tradition und produktivem Selbsthass. Seit den 1980er Jahren ist eine weitgehende Angleichung der deutschsprachigen Literaturen zu einer deutschsprachigen Literatur in internationalem Rahmen festzustellen, während Eigenheiten vor allem im Rahmen von Regionalliteratur weiter bestehen.

Der Kulturraum[Quelltext bearbeiten]

Das heutige Österreich liegt geographisch an einem Punkt in Europa, an dem sich verschiedene Kulturkreise überlappen. Mit dem Donauraum war ein Durchzugsgebiet gegeben, welches von den Alpen begrenzt aber auch geschützt wurde. Dadurch konnten sich eine Vielzahl von kulturellen Eigenheiten erhalten, die in das Denken und damit auch in die Litertur eingeflossen sind.

Der Donauraum[Quelltext bearbeiten]

Das Flusssystem der Donau mit den zugehörigen Anliegerstaaten

Die Donau ist 2.888 Kilometern lang (ab der Breg-Quelle am Rande des Schwarzwaldes) und fließt heute durch zehn europäische Staaten bis sie in das Schwarze Meer mündet.

Der Name stammt vom lateinischen Danubius ab, einem römischen Flussgott. Die Endung au entstammt dem germanischen ouwe (Aue, Fluss), der deutsche Name gilt seit 1763. In früheren Urkunden wird die Donau „Tonach“ genannt, später auch „Donaw“.

Das sie umgebende Land war als Siedlungsraum ideal. Die Wasserkraft wurde durch Mühlen genutzt. Darüber hinaus sind Flüsse natürliche Verkehrswege, sie verbinden verschiedene Regionen, Städte und Länder. Noch heute findet man an manchen Stellen die "Treppelwege", die benutzt wurden, um Schiffe flußaufwärts zu ziehen und vom regen Verkehr zeugen. Transportiert werden neben Mensch und Waren hauptsächlich Neuigkeiten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass dieser Raum eine gewisse Homogenität aufweist und neue Ideen und Einflüsse besonders rasch verarbeitet wurden.

Der Handel war sicher ein wesentlicher Faktor. In Wien kreuzten sich die beiden wichtigen Handelswege Donau und Bernsteinstraße. Durch Handel und Verkehr kamen auch immer neue Ideen und Kulturen miteinander in Berührung und es entstand etwas Eigenes daraus.

Die Donau ist auch untrennbar mit der Geschichte und Kultur Österreichs verbunden. So nützte das türkische Heer die Donau auf ihrem Feldzug durch Südosteuropa als Hauptroute für den Transport von Truppen und Nachschub. Durch sein schnelles Vordringen schlug das osmanische Heer in der ersten Schlacht bei Mohács (1526) das ungarische Königreich. Da König Ludwig II. dabei zu Tode kam, fiel Ungarn an das habsburgische Österreich. Dieser Moment gilt als der Keim der Donaumonarchie.

Die beiden erfolglosen Türkenbelagerungen von Wien und die darauffolgende Zurückdrängung der Türken brachten nicht nur den Café entgültig ins Land sondern ließen Österreich-Ungarn erstarken. Die Donau war dabei nicht nur militärische und kommerzielle Hauptschlagader, sondern auch politischer, kultureller und religiöser Grenzraum zwischen Morgen- und Abendland.

All dies schlug sich kulturell nieder. Neben zahlreichen Sagen und Legenden haben sich die Schriftsteller mit ihm auseinandergesetzt, von Ovid, der in der Tristia 3,10 den starken Eindruck besang, den die zugefrorene Donau auf ihn machte, bis zu Claudio Magris und Péter Esterházy, die sich am Ende des 20. Jahrhunderts mit dem Thema beschäftigten. Hölderlin nannte sie fasziniert den "melodischen Strom". Ihren berühmtesten kulturellen Widerhall fand die Donau jedoch in der Musik, im (ursprünglich mit einem anderen Text komponierten und uraufgeführten) Donauwalzer aus der Feder von Johann Strauss.

Die Alpen[Quelltext bearbeiten]

Satellitenaufnahme der Alpen
Digitales Geländemodell der Alpen

Die Alpen sind das größte und höchste Gebirge Europas, an dem Frankreich, Italien, die Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Österreich und Slowenien Anteil haben. Sie entstanden vor etwa 30 Millionen Jahren, als die afrikanische Platte unter der Paratethys nach Norden driftete und mit der europäischen Platte kollidierte. Im Maximum der alpidischen Orogenese (Gebirgsbildung) wuchs das Gebirge um etwa 5 mm/Jahr in die Höhe. Dieser Druck dauert bis heute an, das Wachstum beträgt jedoch nur mehr weniger als 0,5 mm/Jahr. Der höchste Gipfel der Alpen ist der Mont Blanc mit 4.808 m. Die höchsten Berge der Alpen findet man in der Liste der Viertausender in den Alpen.

Die Alpen bilden eine natürliche Mauer und sind auch Klima- und Wasserscheide zwischen Mitteleuropa und dem zentralen Mittelmeerraum. Dies macht es möglicht, dass sich in den Tälern und Bergdörfern eine eigenständige und charakterisitische Kultur gehalten hat, die weniger als die der Ebenen und Täler durch äußere Einflüsse verändert wurde. Sie stellen ein natürliches Hindernis für den transeuropäischen Handel und Verkehr dar, da sie nur auf bestimmten Routen über Gebirgspässe oder Tunnel überquert werden können. In Städten und Dörfern entlang dieser Routen konnten sich neue Ideen und Einflüsse meist sehr rasch etablieren. Weiters war es durch die reichen Salz und Mineralienvorkommen nötig, Spezialisten aus dem Ausland zuzuziehen, die neben ihrem Know-How meist auch ihre Familie mitbrachten und sich in eigenen Dörfern ansiedelten und ihre eigenen Traditionen pflegten. So ist zum Beispiel auch die hohe Anzahl der Protestanten (protestantische Bergleute aus den deutschen Landen) in manchen Bergdörfern zu erklären.

Küstengebiete[Quelltext bearbeiten]

Mit Küstengebiete ist die Gegend um Triest, Slovenien und Teile Kroatiens gemeint, die mit ihrem eigenen, milden und sonnigen Klima und ihrer eigenen Geschichte so etwas wie die Provence der österr Künstler waren, die dort mit neuen und traditionellen Motiven dieser Gebiete in Berührung kamen.

Dalmatien[Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung Dalmatien besteht seit dem 1. Jahrhundert und geht auf den Namen der Delmaten (Dalmaten), eines Stammes der Illyrer, zurück. Es erstreckt sich vom Gebiet um Zadar im Norden bis zur Bucht von Kotor im Süden und bis zur Grenze zu Bosnien und Herzegowina im Osten. Die wichtigsten Städte sind Zadar (das zu venezianischer und österreichischer Zeit Hauptstadt war), Split (heute die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum) und Dubrovnik.

Nach den Türkenkriegen, in denen die Türken die ungarische und bosnische Herrschaft über Dalmatien beendete und sich nur Venedig behaupten konnte, wurde der Friede 1718 durch den Vertrag von Passarowitz wiederhergestellt, in welchem Österreich-Ungarn in Dalmatien auf den Plan trat. Venedig war von da an die vorherrschende Macht in Dalmatien. Erst die Truppen Napoléon Bonapartes beendeten während seiner kurzen Regierungszeit die Herrschaft Venedigs über den Großteil Dalmatiens.

Nach dem Untergang der Republik Venedig 1797 fiel Dalmatien im Vertrag von Campo Formio an Österreich. Die Republiken Ragusa und Poglizza behielten ihre Unabhängigkeit, und die Bedeutung Ragusas wuchs durch seine Neutralität in den Napoleonischen Kriegen.

Mit dem Frieden von Pressburg 1805 kam das Land an Frankreich und bildete einen Teil seiner Illyrischen Provinzen. Die Besetzung wurde durch Russland in Frage gestellt, welches die Bucht von Cattaro besetzte und die Unterstützung Montenegros gegen die Franzosen gewann. Nach dem Wiener Kongress 1814/15 fiel der gesamte Landstrich an Österreich zurück.

Dalmatien in der Neuzeit

In der Folge war Dalmatien ein Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich, als Kroatien an die ungarische Reichshälfte fiel, blieb Dalmatien in der österreichischen, was in Kroatien heftige Proteste auslöste. Sowohl Kroaten als auch Deutschnationale agitierten für einen Zusammenschluss mit Kroatien (letztere um die deutschsprachige Mehrheit in der westlichen Reichshälfte zu zementieren).

Alle Pläne, insbesondere des Erzherzogs Franz Ferdinand, zusammen mit Bosnien einen dritten, südslawischen Reichsteil zu gründen wurden durch den Ersten Weltkrieg zunichte gemacht. Die Ermordung des Erzherzogs in Sarajewo hing nicht zuletzt mit diesen Plänen zusammen, die den Traum eines vereinigten Südslawenstaates unter serbischer Führung untergraben hätten.

Im Jahr 1900 hatte das Königreich Dalmatien 12.835 km² und 610.000 Einwohner.

Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges kam Dalmatien im Jahre 1918/1919 größtenteils zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien), die Stadt Zadar und die Insel Lastovo jedoch zu Italien.

Triest[Quelltext bearbeiten]

Triest war der größte und bedeutendste Hafen des habsburgischen Österreichs (1382-1921) und um 1900 literarische Hauptstadt Mitteleuropas. Aufgrund des Ost-West-Konflikts in Europa nahm Triest nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit eine geographische Randposition ein und verlor dadurch v. a. an wirtschaftlicher Bedeutung. Ihre Vergangenheit und ihre besondere geographische Lage machen die Stadt Triest zu einem Ort des Zusammentreffens von Kulturen, Sprachen, Ethnien und Religionen.

Triest ist Sitz eines katholischen Bischofs. Es besitzt ein astronomisches und geophysikalisches Observatorium sowie seit 1938 eine Universität Triest. Die Stadt ist Hauptsitz des Schifffahrtsunternehmens Lloyd Triestino (ehemals Österreichischer Lloyd) und der Versicherungsgesellschaft Generali.

Triest war von 1382 bis 1919 österreichisch. Das Protektorat entwickelte sich unmerklich in ein wirkliches Besitzverhältnis. Abgesehen von wiederholten Besetzungen durch Venedig und der napoleonischen Periode (1797, 1805-1807 und 1809-1814) blieb Triest bis zum Ersten Weltkrieg ein Teil des habsburgischen Österreichs.

Triests Aufstieg in der Donaumonarchie begann 1719 mit der Erhebung der Stadt zum kaiserlichen Freihafen durch Karl VI. – ein Status, den die Stadt bis 1891 beibehielt. Karls Nachfolger Maria Theresia und Joseph II. unterstützten Triests wirtschaftlichen Aufschwung durch das Anlegen städtebaulich wichtiger Viertel, des Borgo Teresiano („Maria-Theresien-Stadt“) und der Joseph-Stadt westlich bzw. östlich des heutigen Hauptplatzes. Als einziger großer Seehafen Österreich-Ungarns nahm Triest eine wichtige strategische Stellung in der Habsburger Monarchie ein. Zwei Hauptbahnstrecken verbanden Triest mit Wien und zahlreichen wichtigen Städten der kaiserlich-königlichen Monarchie und unterstützten den Güterverkehr. Allerdings hemmte der Druck Venedigs lange Zeit die wirtschaftliche Entwicklung Triests. Erst die Eroberung Venedigs durch Napoleon am Ende des 18. Jahrhunderts und der anschließende Friede von Campo Formio, in dem Venedig Österreich-Ungarn zugesprochen wurde, leitete den Niedergang der Serenissima und die Blütezeit Triests ein. Mit österreichischer Unterstützung löste Triest Venedig in seiner führenden Rolle im Handel mit dem Nahen Osten ab und entwickelte sich zum größten Handelszentrum der Adria.

Unter Napoleon wurde Triest 1809 den Illyrischen Provinzen zugeschlagen und damit bis 1814 französisch. Diese kurze Zeit hinterließ ihre Spuren in klassizistischen Bauwerken wie u. a. in der Triestiner Oper Teatro Verdi, die nach den Plänen des Architekten Matthäus Pertsch entstand. Nach der napoleonischen Ära kehrte Triest zu Österreich zurück.

Nachdem die Vorherrschaft Napoleons in Italien überwunden worden war, kam es im Kaiserreich Österreich – wie auch in anderen Teilen Europas – zur Revolution, die Folge von politischen und nationalen Problemen war. In Oberitalien erreichten die Aufstände gegen die österreichische Herrschaft und für einen geeinten italienischen Nationalstaat (siehe auch Risorgimento) im Jahre 1848 ihren Höhepunkt. Während der italienischen und ungarischen Revolutionen blieb Triest Österreich-Ungarn treu und erhielt den Titel Città Fedelissima.

1867 wurden Triest und das unmittelbar angrenzende Territorium als separates Kronland konstituiert. Gleichzeitig war es Sitz des Statthalters des österreichischen Küstenlandes, der auch für die benachbarten Kronländer Görz und Gradisca und Istrien zuständig war.

Triest um 1888

Allerdings setzte auch in dem zum größten Teil von Italienern bewohnten Triest eine zunehmende italienische irredentistische Bewegung ein, die darauf abzielte, Triest als italienischsprachiges Gebiet von Österreich-Ungarn loszulösen und dem 1861 gegründeten Nationalstaat Italien anzuschließen. Der Irredentismus hatte seinen Höhepunkt, als 1882 Kaiser Franz Joseph I. Triest anlässlich der 500-jährigen Dauer der habsburgischen Herrschaft über die Stadt besuchte. Während antiösterreichischer Demonstrationen entging der Kaiser nur knapp dem Bombenattentat von Guglielmo Oberdan und seinen Komplizen. Triest blieb im Nationalitätenkampf bis 1914 einer der heißesten Konfliktherde Österreich-Ungarns.

Direkt auf den Klippen am Golf von Triest – in Sichtweite des Hafens – befindet sich das Schloss Miramare, das Erzherzog Maximilian von Habsburg, der Bruder Kaiser Franz Joseph I. und spätere Kaiser von Mexiko, seiner Gattin Charlotte von Belgien erbaute.

In der Nachbargemeinde Duino-Aurisina befindet sich das Schloss Duino, ehemaliger Sitz der Patriarchen von Aquileia und heute im Besitz der Familie von Thurn und Taxis. Während seines Aufenthalts in Triest von Oktober 1911 bis Mai 1912 begann Rilke hier seine Duineser Elegien.

Trotz der politischen und nationalen Probleme blühte Triest wirtschaftlich und kulturell auf. Die Hafenstadt zog innerhalb der kaiserlich-königlichen Monarchie unter anderem den Hauptnutzen aus dem 1869 eröffneten Sueskanal. Um 1900 stand die Stadt in ihrer vollen wirtschaftlichen Blüte und stellte ihren Reichtum durch zahlreiche Prachtbauten zur Schau. Zahlreiche Schriftsteller und Künstler wie James Joyce und Italo Svevo verkehrten in der Stadt. Auch andere Schriftsteller, wie Roberto Bazlen (1902-1965), Antonio Caccia (1829-1893) und Umberto Saba (1883-1957) Italo Svevo (1861-1928), diverse Wissenschaftler, wie der Astronom Luigi Carnera (1875-1962) und Wirtschaftstreibende wurde ndurch die Durchmischung der Kulturen inspiriert. Triest mit seinem kosmopolitischen Bevölkerungsgemenge aus Italienern (75 %), Slawen (18 %), Deutschen (5 %) und anderen Kulturen avancierte zur literarischen Hauptstadt Mitteleuropas. Jeder Triestiner sprach mindestens Italienisch und Deutsch, die slowenische Bevölkerung beherrschte zudem auch die slowenische Sprache.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam Triest, dessen Stadtzentrum überwiegend von Italienern bewohnt wurde, die anliegenden Viertel aber teilweise von Slowenen (18 %), gemeinsam mit Istrien und Ostfriaul zu Italien.

Der Vielvölkerstaat[Quelltext bearbeiten]

"What is incomprehensible to every non-Austrian, nay, the eternally unintelligible about Austria, is the Asiatic in Austria," wrote in 1871 Ferdinand Kurnberger (Siegelringe, 1st edition, pp. 220-225), the ablest Austrian essayist of the second half of the nineteenth century. But, he added, " Austria is not really unintelligible; it must be comprehended as a kind of Asia. ( Europe ' and ' Asia ' are very precise ideas. Europe means Law ; Asia means arbitraty rule. Europe means respect for facts; Asia means the purely personal. Europe is the man ; Asia is at once the old man and the child. With this key you may solve all Austrian riddles." The Hapsburg Monarchy, Henry Wickham Steed, London, 1919 (elib Austria)

Das Territorium, auf dem sich Österreich entwickelte, war eine Drehscheibe für den Handel und Verkehr. Gleichzeitig war es ein Gebiet, welches durch zahlreiche Konflikte und religiöse Trennungen stark durchmischt war.

Die Religionsproblematik ergab sich aus der Nähe zu Rom oder Byzanz. Je näher ein Territorium einem der beiden Machtzentren war, desto mehr wurde das andere um Unterstützung und Hilfe gebeten. Daraus resultierte ein Gemisch der Religionen, welches durch die Türken und den Islam noch komplizierter wurde. Die Habsburger schafften es aber, die Religionen halbwegs geschickt nebeneinander existieren zu lassen.

Weiters verfolgten die Habsburger eine gezielte Siedlungspolitik, die die unruhigen Serben-Stämme des Grenzlandes schlicht als Wehrbauern auf kroatischen Gebieten siedeln ließ und sie mit Privilegien ausstattete, wenn sie die Grenze patroullierten. Dazu kam der natürliche Menschenfluss, der schon zu Zeiten Josehps II so problematisch wurde, dass an den Grenzstationen erste Quarantänedörfer eingerichtet wurden, um das Einschleppen von Krankheiten zu verhindern. Später kam ein ambitioniertes Serbien und Albanien dazu, wobei letzteres als österreichisches Protektorat gegründet wurde, um Serbien den Meerzugang zu verwehren.

In Österreich lebten schließlich all diese verschiedenen Nationalitäten gemeinsam zusammen (Bosnier, Bulgaren, Deutsche, Italiener, Kroaten, Rumänen, Serben, Slowaken, Slowenen, Tschechen, Ungarn, Ukrainer sowie Szekler und Rätoromanen). Diese wurden zunächst von einer, dann von zwei Nationalitäten dominiert, was zwangsläufig zu Spannungen führte. Während die Monarchie sich nicht überwinden konnte, den Völkern mehr politische Mitspracherechte einzuräumen, gab es auf kultureller Ebene eine rege Durchmischung und gegenseitige Beeinflussung.

So entstanden in der Monarchie unterschiedliche Mikrokosmen. Städte wie Prag, Budapest und Wien, die Inseln Dalmatiens, der Donauraum und die Alpen oder die ungarische Tiefebene waren ganz unterschiedliche Gebiete, die durch die ausgeprägte Mentalität der Völker jeweils ganz spezifische Charakteristiken in Literatur und Kultur hervorbrachten. Gemeinsam ist all diesen Regionen, dass es neben einer eigenständigen und stark regional ausgerichteten Kultur immer auch ein, durch die anderen Strömungen und Nationalitäten beeinflusstes, Kulturschaffen gab - manchmal sogar von ein und dem selben Künstler.

Dieses eigenartige Lebensgefühl spiegelt sich zum Beispiel in den Operetten der Zeit wider. Vom ungarischen Temesvar (Zigeunerbaron, Johann Strauss Sohn, 1825-1899) über das deutsch-österreichische Grenzland (Obersteiger, Carl Zeller, 1842-l898), die Kaiserstadt Wien (Carl Michael Ziehrer, 1843-1922) bis nach Dalmatien fühlte sich das Publikum selbstverständlich zu Hause.

Die ungerechte Verteilung der politischen Entscheidungen führte allerdings auch zu einem verstärkten Nationalismus insbesondere am Balkan, welcher schlechter gestellt war als andere Teile des Reiches. Diese inneren politischen Spannungen waren es auch, die letztendlich neben der wirtschaftlich schlechten Lage zum Zerfall der Monarchie führen sollten. Österreich-Ungarn hatte zu dieser Zeit schon mit einer hohen Staatsverschuldung zu kämpfen und die Weigerung, Reformen durchzuführen, hätte die Monarchie wahrscheinlich auch ohne Krieg von innen zerfallen lassen. Der Chefredakteur und ehemalige Leiter des Außenpolitik-Ressorts der Londoner Times, gibt in seinem Buch "The Hapsburg Monarchy" (eLib Austria eText) ein Gespräch mit dem Botschafter Österreich-Ungarns am 20. Juli 1914 wieder, drei Tage vor dem Ultimatum an Serbien, in dem er die Lage gut beschreibt:

" The Ambassador said : "' I wish to appeal to you as a friend of Austria to use your influence in the British press in order that the position of Austria-Hungary in this crisis may be rightly understood. It is impossible for us longer to tolerate Serbian provocation. Serbia must be punished ; but if the press will give the lead, British public opinion will remain friendly to us, and the conflict may be localized.' " I answered that I was too good a friend of Austria to help her to commit suicide. " The Ambassador seemed shocked by the word ' suicide,' and asked whether I thought Austria-Hungary so weak as not to be able to deal with a little people of three or four millions. "' You can certainly crush Serbia,1 I replied, ' if you are left alone to do it; but even in that case you will be committing suicide. You must reckon on a war of eight or nine months; you will be obliged to mobilize at least 600,000 men; you will lose some 200,000 killed and wounded; and will spend not less than £120,000,000. That will complete the ruin of your finances. You are not unaware that Austria alone (i.e. without Hungary) has, on the confession of your Finance Minister, been making-debts at the rate of £40,000 a day for the last ten years. Taxation is already so high that it cannot be increased. When you have conquered Serbia, you will be confronted with the problem of a costly military occupation, which will require an army of 200,000 men; and, should you annex the country, you will create a solid block of 12,000,000 Southern Slavs, whose weight will so upset the Dual System that, in order to keep her hold on you, Germany will demand and obtain such military, political, and economic pledges of control over you that your independence will vanish. ix " ' But that,' I continued, is not what will happen. At the first shot you fire across the Save, Russia will cry " Hands off!" Germany will summon Russia not to intervene, and Russia will refuse, because compliance would cost the Tsar his throne. Germany will then mobilize, and will bolt through Belgium into France ; and when England sees German troops in Belgium, she will intervene against Germany and against you." The Hapsburg Monarchy, Henry Wickham Steed, London, 1919 (elib Austria)


Auch Joseph Roth (1894 - 1939) zeichnet in seinem Roman "Radetzkymarsch", ironischerweise benannt nach dem gleichnamigen Musikstück von Johann Strauß Vater (1804 - 1845) für den Helden der Völkerschlacht von Leipzig, ein trauriges Bild einer zerfallenden Monarchie.

Viele Negativbilder und Ängste kommen in dem Buch zum Vorschein. So wird Kaiser Franz Joseph als einziger Garant für Stabilität und Sicherheit gesehen und die Situation nach seinem Tod so umschrieben:

"Der Balkan wird mächtiger sein als wir. Alle Völker werden ihre dreckigen kleinen Staaten errichten, und sogar die Juden werden einen König in Palästina ausrufen. In Wien stinkt schon der Schweiß der Demokraten [...]" (Radetzkymarsch, Joseph Roth, Seite 184)

Doch gerade der immer älter und verwirrter werdende Kaiser, der Reformen verhindert und einem aussterbenden Fossil gleicht, ist ein Symbol für den drohenden Untergang der Monarchie, genauso wie der Name "Kapuzinergruft" (1938), der Fortsetzung des Romanes.

"Ich erinnere mich noch gut an Ihren Vater!", sagte der Kaiser zu Trotta. "Er war sehr bescheiden, der Held von Solferino!" – "Majestät", erwiderte der Leutnant, "es war mein Großvater!" (Radetzkymarsch, Joseph Roth, Seite 303)


Philosophisch-Religiöse Einflüsse[Quelltext bearbeiten]

Lange vor dem Nationalismus des 19. Jahrhunderts wurde das Konzept "Nation" schon durch die Religion getragen (zB in der Bibel, einem für die europäische Zivilisation bestimmenden Text - siehe dazu die Aufsätze von Adrian Hastings). Daher ist es gerade für das Verständnis des Habsburger-Reiches und seiner Kunstschaffenden notwendig, sich dem Thema Religion zu widmen, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass das Bibliothekswesen zumindestens bis zu Joseph II. fest in den Händen der katholischen Kirche lag.

Während im 15. Jahrhundert der Konnex zwischen Staat und Religion noch nicht eindeutig hergestellt wurde, konnte man schon in der Kunst des 16. Jahrhunderts die Identifikation einer Nation bzw eines Volkes mit einer bestimmten Religion (insbesondere der Ikonographie) sehen. Dies stellte die Habsburger vor eine schwierige Aufgabe. Speziell in Osteuropa gab es durch die Religion auch eine Klassentrennung (katholische Landeigentümer, Griechisch-orthodoxe unfreie Landarbeiter und Jüdische Handwerker - siehe dazu zum Beispiel: Franz A.J. Szabo, "Austrian First Impressions of Ethnic Relations in Galicia: The Case of Governor Anton von Pergen., Polin 12 (1999) ).

Die Habsburgermonarchie war daher ursprünglich nicht nur ein Vielvölker- sondern auch ein Viel-Religionen-Staat. Sowohl die ethnischen als auch die religiösen Einflüsse vermengen sich besonders offen in der Literatur. Während die römisch-katholische Religion in den westlichen Reichsteilen vorherrschend war, gab es speziell im Osten des Reiches eine bunte Vielfalt.

Erst durch Martin Luthers Reformation und die durch die traditionell in Österreich stark vertretenen Jesuiten angeführte Gegenreformation verschärfte sich der Konflikt zwischen den Religionen und führte schließlich zur offenen Rebellion (Zweiter Prager Fenstersturz), die den dreißigjährigen Krieg auslöste. Dieses historische Thema wurde auch später in der Literatur immer wieder aufgegriffen und diente der versteckten Kritik am Staat (so zum Beispiel: Achleitner, Arthur: Der Landprofos. Roman aus dem Ende des 16. Jahrhunderts 1907).

Durch den Westfälischen Frieden von 1648 und die daraus entstandenen Haltung der Toleranz konnte der Krieg beendet und ein erster Kompromiß zum Thema Religionsfreiheit gefunden werden. Durch das Toleranzpatent von 1781 erlaubte Kaiser Joseph II. freie Religionsausübung aller seiner Untertanen und den Bau von Kirchen und religiösen Schulen. Erst 1950 mit der Unterzeichnung der Europäischen Menschenrechtskonvention sollte die Religionsfreiheit zu einem allgemeinen Recht werden.

Der österreichische Staat benutzte alle Religionen als Mittel zur Beeinflussung und patriotischen Erziehung seiner Untertanen. Die Ausbildung der Priester wurde ab Joseph II. grundsätzlich vom Staat selbst in eigens dafür gegründeten Priesterseminaren vorgenommen. Der josephinische Dorfpfarrer war damit auch mehr Beamter als Priester (er führte die Geburts- und Sterbebücher, die Bevölkerungsstatistik, die Armenversorgung, war in Ackerbau ausgebildet etc) und sollte die Bevölkerung im Sinne des Staates erziehen (für weitere Informationen siehe auch: Geschichte des Christentums in Österreich).

Für die Frage der österreichischen Literatur ist diese Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Durch die Schaffung einer eigenen, dem Staat und der Bevölkerung verpflichteten einheitlichen Bildungselite in Form der Seminaristen wurden die Grundsteine für eine gemeinsame Nation gelegt.

Dabei wurden im gesamten Habsburgerraum nach einheitlichen Kriterien Werte und Wissen an die lokale Bevölkerung weitergegeben auf die die spätere intellektuelle Schicht zurückgreifen konnte. Diese gemeinsamen Motive und Werte lassen sich auch in Ansätzen bis in die heutige Zeit hinein in den nationalen Literaturen Mittel- und Osteuropas finden.

Literatur durch die Jahrhunderte[Quelltext bearbeiten]

Epochen, Strömungen und Ihre Vertreter[Quelltext bearbeiten]

Anfang und Ende einer literarischen Epoche sind immer schwer zu erfassen. Die Epochen werden hier (soweit machbar) nach dem Anfang der Epoche geordnet. So werden Abhängigkeiten zwischen den Epochen besser erkennbar.

Literaturepochen bis 1700[Quelltext bearbeiten]

Von den Anfängen bis zum Ende des frühen Mittelalters (etwa 750-1170)[Quelltext bearbeiten]

Im Frühmittelalter wurde Dichtung fast nur mündlich verbreitet. Aus diesem Grund ist sie fast vollständig verloren gegangen. Die bis heute erhaltenen Texte sind großteils auf die Niederschriften der Geistlichen in Stiften und Klöstern begrenzt.

Materialien waren teuer und die Herstellung aufwendig - daher wurden fast nur Werke von "Wert" - und das hieß oft religiöse Texte - niedergeschrieben. Die Niederschrift von Wissen war außerdem fast immer gleichbedeutend mit einer Übertragung ins Lateinische (z. B. germanische Stammesrechte). Verschiedene Quellen lassen allerdings darauf schließen, dass es aristokratische Geschichtsüberlieferung (Heldenlieder, Erzähllieder, Fürstenpreis), lyrische "Folklore" (Tanz-, Liebeslieder, Totenklagen, Zaubersprüche) gegeben hat. Nur durch Zufall sind einzelne Texte im klösterlichen Umfeld aufgeschrieben worden. Beispiele hierfür sind die Merseburger Zaubersprüche, zwei germanische Beschwörungsformeln, die zugleich als einziger niedergeschriebener Beleg für die heidnische Religiosität im deutschsprachigen Sprachraum gelten. Wertvoll als Beleg germanischer Heldendichtung ist das Hildebrandslied.

In der Karolingerzeit kann man von der ersten Regungen der deutschen Literatur sprechen. Die Texte waren hauptsächlich Übersetzungen aus dem Lateinischen zum besseren Verständnis für das einfache Volk, sowie Buß-, Heils- und Mariendichtungen, die verstärkt zur Zeit der Ottonen und frühen Salier aufkamen. Es war die Zeit der Vorhöfischen und der Spielmannsdichtung. Die üblichen Formen waren liturgische Hymnen und geistliche Lieder sowie die Stabreimdichtung.

Die einzelnen Werke wurden oft in sogenannten Sammelhandschriften zusammengefasst und gemeinsam aufbewahrt.

Die ältesten bekannten Werke sind der "Wiener Hundesegen" (Ende 9. bis Anfang 10. Jh.), die "altdeutsche Genesis" (Ende 12. Jh.) und die "Millstätter Genesis" (ca 1200).
Die Autoren der meisten alten Texte sind nicht namentlich bekannt, einige Ausnahmen sind:

  • Ava von Göttweig (älteste namentlich bekannte Autorin, die in deutscher Sprache gedichtet hat; * um 1060; † 7. Februar 1127 in Kleinwien bei Göttweig)
  • Dietmar von Aist der wahrscheinlich zur selben Zeit wie "Der von Kürenberg" lebte.

Hoch- und Spätmittelalter (1170–1500)[Quelltext bearbeiten]

In den Jahrzehnten nach 1150 brach eine "Blütezeit" der deutschen Literatur an. An einzelnen Höfen des Feudaladels verbreitete sich eine kultivierte literarische Praxis nach romanischem Vorbild: die sogenannte Höfische Literatur. In der Lyrik entwickelte sich der Minnesang und die Sangspruchdichtung, mit ihren wichtigsten Vertretern Heinrich von Morungen, Reinmar und Walther von der Vogelweide. Das Rittertum gewann im Hoch- und Spätmittelalter an Bedeutung. Teilweise war dies auf die Kreuzzüge zurückzuführen. Verstärkt finden neue Motive Eingang in die Literatur. Die Welt der Antike, die Artuswelt, die Heldenepen und die Liebesthematik im Minnesang sind eine direkte Konsequenz eines erstarkten Rittertums und dominieren neben Geistlichen Spielen thematisch. Für die höfische Epik galt schon den Zeitgenossen als Gründungsakt der Eneasroman des Heinrich von Veldeke, der vom Niederrhein an den Landgrafenhof in Thüringen kam und sein Werk dort gegen 1185 fertigstellte. Danach entstanden nach französischen Vorlagen (Chrétien de Troyes) zahlreiche höfische Epen in mittelhochdeutscher Sprache. Die bekanntesten sind hier "Erec" und "Iwein" (Hartmann von Aue), "Tristan und Isold" (Gottfried von Straßburg), "Parzival" (Wolfram von Eschenbach). Abseits von dieser "modernen" Erzählkultur bleibt das anonym überlieferte Heldenepos "Nibelungenlied".

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gewann auch die Geschichtsepik als stärker weltlich orientierte Dichtung erstmals poetischen Rang.

Im Spätmittelalter erstarken die Städte und sind daher auch mehr in der Literatur vertreten. Der Frühhumanismus taucht ebenfalls in literatischen Werken auf. Als revolutionär erwies sich am Ausgang des Mittelalters der Buchdruck mit beweglichen Lettern. Schließlich konnte Pergament als Beschreibstoff durch billiges Papier ersetzt werden. Am Übergang zur Neuzeit steht Johannes von Tepls "Der Ackermann aus Böhmen", welches in Prag verfasst wurde.

literarische Formen[Quelltext bearbeiten]
Walther von der Vogelweide (Codex Manesse, um 1300)

Im Hochmittelalter entstanden weitere literarische Formen. So verhalf Walther von der Vogelweide Anfang des 13. Jahrhunderts dem Minnesang zu seinem Höhepunkt. Im Gegensatz zum Minnesang konnte der Meistergesang in Österreich kaum Fuß fassen.

Eine Grundform der österreichischen Literatur des Mittelalters war die Spieldichtung. Geistliche wie auch weltliche Spiele (Passionsspiele, Mysterienspiele, Fasnachtspiele) waren besonders in den Alpentälern weit verbreitet. Die Meisterdichtung des deutschen Raumes war demgegenüber in Österreich nur geringfügig vertreten. Diese Tradition setzte sich im Barock fort.

Andere literarische Formen des Mittelalters sind das mittelhochdeutsche Heldenepos (zB: Nibelungenlied) und das höfische Epos, das die ritterlichen Werte thematisiert.

weitere Autoren[Quelltext bearbeiten]
  • Neidhart "von Reuenthal" (1. Hälfte 13. Jahrhundert) arbeitete unter anderem am Hof des Babenbergerherzogs Friedrich II. Er gilt als erfolgreichster Liedautor des Mittelalters und Schöpfer der höfischen Dorfpoesie. In seinen sozialkritischen Liedern lässt er die Welt der hohen Minne mit der oft tristen Realität der Dorfbevölkerung aufeinanderprallen.
  • Der Burggraf von Lienz (ca 13. Jahrhundert) stammt aus dem Ministerialengeschlecht der Burggrafen von Lienz (Lüenz) in Kärnten (Drau), Österreich. Er ist der Verfasser von 2 Tageliedern, welche in der Grossen Heidelberger Liederhandschrift enthalten sind.
  • Wernher der Gartenaere (2. Hälfte 13. Jh.), ein fahrender Dichter, schuf mit der Versnovelle "Meier Helmbrecht" die 1. sozialkritische Dorfgeschichte. Sie ist das größte Werk des späten 13. Jahrhunderts und behandelt den Verfall des Rittertums und seinen Niedergang zum Raubrittertum. Damit kennzeichnet er den Beginn der bürgerlichen Wirklichkeitsdichtung.
  • Ulrich von Liechtenstein (* um 1200; † 26. Jänner 1275), Minnesänger und Dichter, schrieb die erste bekannte Autobiographie "Frauenbuch" (Der vrouwen puoch). In Ich-Form schildert er sein Leben als die Geschichte eines um Minne werbenden Ritters.
  • Oswald von Wolkensteins (* um 1377; † 2. August 1445) Lyrik ist dem Spätmittelalter an der Schwelle zur Renaissance zuzuordnen. Auch seine Lieder sind autobiografisch zudem sind die Originalmelodien überliefert.

Frühe Neuzeit (etwa 1450–1600)[Quelltext bearbeiten]

Humanismus und Reformation, Kopernikus, Belehrende Literatur, Reformation, Luther, Gegenreformation, Volksbücher, Narrenliteratur, Geistliche Dramen.

Humanismus[Quelltext bearbeiten]

Der Humanismus ist eine von Italien ausgehende Geisteshaltung des 15. Jahrhunderts, die im Laufe des 16. Jahrhunderts ganz Europa erfasste. Ihr Ziel war die Wiedererweckung antiker Traditionen. So griffen die Dichter auch auf den Formenkanon der Antike, der von Gelegenheitsdichtung über Versepik und Drama bis zur Traktatliteratur reicht, zurück. Bekannte Vertreter waren der in Basel tätige Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin, allerdings schrieben sie ihre Werke meist lateinisch und hatten außerhalb der Gelehrtenwelt wenig Einfluss.

Autoren[Quelltext bearbeiten]
Nikolaus von Kues

In Tirol waren Eleonore von Österreich (* um 1433; † 20. 11. 1480), Gattin von Herzog Sigmund, und Nikolaus von Cues, Bischof von Brixen, zuerst im Sinn des Humanismus tätig.

Eleonore übersetzte den französischen Abenteuerroman "Pontus et la belle Sidonie" ("Pontus und Sidonia"), dessen zentrale Motive die wiederholte Trennung der Liebenden und die Rückeroberung des Reiches aus der Gewalt von Heiden sind.

Nikolaus von Cues reiste bereits von 1450-52 durch Deutschland, um Kirche und Klöster zu reformieren. Eines seiner Anliegen war es dem Volk mehr Wissen über den Glauben zu vermitteln. Zeugnis dafür sind die noch heute in manchen Kirchen vorhandene Tafeln mit dem Vaterunser und den Zehn Geboten in der Volkssprache.

Auch der aus Hall stammende Johannes Fuchsmagen (auch Fuxmagen) (* um 1450; † 1510), der später nach Wien zog, wirkte zuerst in Tirol. Er gründete zusammen mit seinem Freund Ritter Florian Waldauf von Waldenstein die älteste heute noch besthende Kulturvereinigung Tirols, die Haller Stubengesellschaft.

In Wien war ab 1437 Enea Silvio Piccolomini, Sekretär Friedrichs III. (später Pius II., dem Humanismus verbunden. Die Zeit bis 1455 verbrachte er vornehmlich am Hof des Kaisers in Wiener Neustadt und Graz, unter anderem als kaiserlicher Sekretär. Friedrich III. schätzte seine Dienste sowie seine lockeren Verse und krönte ihn zum "poeta laureatus". An der Universität Wien hielt er während dieser Zeit Vorlesungen über die Dichter der Antike und übte damit einen bedeutenden Einfluss auf den Humanismus aus.

Die Berufung von Konrad Celtis an die Universität Wien als Professor der Rhetorik und Poetik (1497) durch Maximilian I. führte zu einer weiteren Verbreitung des Humanismus. In seinen lyrischen Werken auf Latein imitierte Celtis Ovid und Horaz. Sein Hauptwerk sind die "Quatuor libri Amorum" (1502). Celtis war nicht nur Dichter, sondern auch Herausgeber.

literarische Formen[Quelltext bearbeiten]

Ein häufiges Genre der Zeit war das Volksbuch. Dabei handelt es sich meist um volkstümliche Prosatexte, deren Stoff aus weit verbreiteten älteren Sagen entnommen ist. Eines der bekanntesten Themen des deutschsprachigen Volksbuches ist der Fauststoff, der bereits im 15. Jahrhundert im "Bruder Rausch" auftaucht.

Die Narrenliteratur ist eine volkstümliche, satirische Literaturform. Sie hält den Menschen durch Karikierung und Übertreibung die eigenen Schwächen vor Augen. Ziel ist die Belehrung des Lesers, sowie eine Kritik am Zeitgeist. zB: die "Schildbürger" oder "Till Eulenspiegel" (1515)

Barock (etwa 1600–1720)[Quelltext bearbeiten]

Dreißigjähriger Krieg, Regelbücher, Schäferromane, Staatsromane, Schelmenromane, Religiöse Dramen, Lustspiele und Tragödien, Sonette, Epigramme.

Die Schrecken des 17. Jahrhunderts (Dreißigjähriger Krieg, Türkenkriege, Pest, Cholera, ...) und die Abwertung des Menschen durch die Durchsetzung des heliozentrischen Weltbildes führten zu der sogenannten "dualistischen Zerrissenheit" der Seele der Barockmenschen, zwischen Weltbejahung und Weltverneinung, zwischen Diesseitsfreude und Jenseitssehnsucht. Die Höfe waren die kulturellen Zentren dieser Zeit.

Österreich war ein Zentrum des Barock, das im Süddeutschen Raum wesentlich länger wirkte. Die Unterschiede zwischen österreichisch-bayrischer und norddeutscher Literatur verdeutlichten sich. Letztere übernahm Elemente der französischen Klassik, während der Süden vom italienischen und spanischen Barock beeinflusste wurde. Auch die getrennte religiöse Entwicklung (protestantischer Norden und katholischer Süden) spiegelt sich in der Literatur wider. Da sich Luther auf das geschriebene Wort berief, spielten Heiligenleben, Legendensammlungen, Ordensdramen der Jesuiten sowie die Exempelliteratur der Gegenreformatoren eine wichtige Rolle.

Politisch war die Epoche von der konfessionellen Spaltung und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) geprägt. Die Spannweite der Barockliteratur ist sehr weit: von höfischer Dichtung zu volksnahen Romanen, von der Nachahmung antiker Vorbilder zur persönlichen Erlebnislyrik, von Lebensbejahung zum Vanitas-Motiv. Eine Gelegenheitsdichtung entsteht.

literarische Formen[Quelltext bearbeiten]

Im Vordergrund der Barockdichtung standen das pompöse Barocktheater und das Ordensdrama, das vor allem durch seine luxuriöse Ausstattung imponierte.

Daneben war vor allem das Stegreif- und Hanswurstspiel sehr beliebt. Diese Richtung wurde in Österreich durch Josef Anton Stranitzky, Gottfried Prehauser, Joachim Perinet und Josef Felix von Kurz-Bernardon vertreten.

Beispiele für barocke Epik sind die Ritter- und Schelmenromane Johann Beers, die sich weitgehend vom symbolhaltigen Weltbild des Barock lösen und eine realistische Wiedergabe der damaligen Wirklichkeit darstellen.

Literaturepochen des 18. Jahrhunderts[Quelltext bearbeiten]

Aufklärung (etwa 1720–1785)[Quelltext bearbeiten]

Die Aufklärung als intellektuelle Strömung des Rationalismus und der Vernunft im 17./18. Jahrhundert gilt als letzte gemeinsame geistige Bewegung des Abendlandes. Sie war geprägt durch eine Bewegung der Säkularisierung und eine Abkehr von der absolutistischen hin zu einer demokratischen Staatsauffassung und dem Aufkommen des Liberalismus mit seinem Konzept der Menschen- und Bürgerrechte. Anknüpfend an die durch die Renaissance wiederbelebten antiken Ideale und Sichtweisen ist besonders das Bürgertum bestrebt, sich vom Festhalten an althergebrachten Traditionen, den dogmatischen Lehren der Kirche und der "geistigen Bevormundung" durch die Obrigkeit zu befreien, um so eine "Emanzipation des Denkens" auszulösen.

Die Aufklärung ging vor allem von England, Frankreich, Polen und Deutschland aus. Die wichtigsten Voraussetzungen für die Aufklärung waren die vorausgegangene Renaissance, die neuen Entdeckungen in Übersee und das daraus entstandene neue Weltbild, die Papierherstellung und der Buchdruck. Damit wurde der Bucherwerb auch für das bürgerliche Publikum erschwinglich, ein Verlagswesen mit Zeitungsproduktion und Buchmarkt entstand.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war Reiseliteratur in Mode. Hatte man zuvor den Europäer (und Christen) für überlegen gehalten, las man nun, dass manche Anders- oder Ungläubige, wie zum Beispiel die Chinesen, sehr wohl hohe ethische Prinzipien und eine eigene Hochkultur haben konnten. Die Reiseliteratur jener Tage übte derart mehr oder weniger deutlich Kritik an der europäischen Gesellschaft. In fiktiven Reiseberichten, z.B. Montesquieus Persischen Briefen, in denen zwei Perser Europa besuchen, sehen die Leser ihre Welt durch die Augen der Fremden - mit erhellenden komisch-satirischen Effekten.

Für die Dichtung war die Aufklärung die Vorbereitung der Klassik. Gottsched schuf das deutsche Theater, Klopstock erneuerte die Lyrik und Gotthold Ephraim Lessing verfasste die ersten großen Dramen der deutschen Sprache.

Autoren der Frühaufklärung lassen sich auch dem Spätbarock zurechnen, ein Beispiel dafür, wie fragwürdig Epocheneinteilungen sein können. Neben der Aufklärung bildeten sich auch Strömungen, die das Gefühl in den Vordergrund stellten.

Als eine der wichtigsten Errungenschaften der Aufklärung gilt die Verabschiedung der ersten demokratischen Verfassungen in den USA 1787, Polen 1791 und Frankreich 1791.

literarische Formen

Bürgerliches Trauerspiel, Analytisches Drama, Lehrdichtung, Bildungsroman, Reiseliteratur.

Sturm und Drang (etwa 1765–1785)[Quelltext bearbeiten]

Die jugendliche Reaktion auf die Aufklärung, die als einengend und gefühlskalt empfunden wurde, war die kurze Periode des "Sturm und Drang". Die meist jungen Männer, die gegen jede Form von Tyrannei waren, wollten auch in künstlerischen Dingen keine Bevormundung. Ein "Genie", so die Idee, muss sich nicht an Regeln halten. Sie schrieben über die Probleme, die sie beschäftigten, und gaben dem Hier-und-Jetzt den Vorzug vor der Antike. Goethes Werther löste Massenhysterien aus.

Der "Sturm und Drang" dauerte aber nicht lange, die meisten Protagonisten entwickelten sich weiter. Schiller und Goethe begründeten die deutsche Klassik, Lenz hingegen konnte sich mit seiner Umwelt weiterhin nicht abfinden und starb einsam.

Klassik (etwa 1785–1805)[Quelltext bearbeiten]

Als Johann Joachim Winckelmann 1755 seine Gedanken über die „Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“ und 1764/67 seine „Geschichte der Kunst des Alterthums“ schrieb, ahnte er nicht, welche Wirkung diese Werke bis ins 19. Jahrhundert hinein auf die vorwiegend römisch orientierte Kunst und Kultur haben sollten. Seine ästhetische Betrachtung der griechischen Kunst war die Grundlage für die Zeit der Klassik. Auch die literarische Klassik blieb diesen Grundsätzen treu.Als Weimarer Klassik wird auch die gemeinsame Schaffensperiode von Goethe und Schiller bezeichnet.

Unter den Klassikern ist vor allem Joseph Schreyvogel (auch bekannt unter seinen Pseudonymen: Thomas West, Karl August West) zu erwähnen. Er war Schriftsteller, Dramatiker und Kritiker und übte starken Einfluss auf die Autoren der folgenden Epochen (vor allem auf F. Grillparzer) aus.

Von 1794 bis 97 hielt er sich in Jena auf, wo er unter anderem an Schillers "Thalia" mitarbeitete. Nach seiner Rückkehr wurde er Sekretär und später Dramaturg des Hofburgtheaters in Wien (1802-04 bzw 1814-32). Er gestaltete den Spielplan neu, erweiterte das Ensemble, erarbeitete eine eigene Bühnensprache und führte so das Burgtheater zu künstlerischen Höhen.

In der Musik entwickelte sich die Wiener Klassik (1770 - 1830), die bestehende Gattungen umdeutete und Neues als Verschmelzung daraus schuf. Weiters wurden strenge künstlerische Richtlinien entwickelt. Zentrum war die Kaiserstadt Wien. Getragen wurde die Wiener Klassik von Strömungen der Aufklärung. Förderer der Künste Wichtige Vertreter sind Beethoven, Haydn und Mozart.

Literaturepochen des 19. Jahrhunderts[Quelltext bearbeiten]

Romantik (etwa 1799–1835)[Quelltext bearbeiten]

Romantik bedeutet somit Abwendung von der Antike und von klassischen Vorbildern. Das heißt, romantische Autoren erschließen sich Themen aus ihrer eigenen Kultur und Geschichte und wenden sich ab von klassischen Formen, was die Vorliebe für fragmentarische Schreibweise erklärt. Die Hinwendung zur eigenen Kultur bedeutet zugleich eine stärkere Hinwendung zur Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters.

Der Romantiker geht aus von einem Bruch, der die Welt gespalten habe in die Welt der Vernunft, der "Zahlen und Figuren" (Novalis), und die Welt des Gefühls und des Wunderbaren. Im Gegensatz zu der Aufgabe der Dichter der Weimarer Klassik und Aufklärung/ Sturm und Drang, nämlich der Erziehung des Volkes durch die Literatur, sahen die Dichter der Romantik ihre Aufgabe in der Heilung des Risses, der durch die Welt und damit durch die Individuen geht, mystisch überhöht im Begriff des "Dichterpriesters". Eine Möglichkeit dazu bietet die Kunst, denn "die Welt hebt an zu singen/ Triffst Du nur das Zauberwort" (Eichendorff).

Die Romantiker suchten die verloren gegangene Welt in den Werken aus der "Kindheit der Menschen", also in den Märchen und Sagen, in den Volksliedern, im Mystizismus des Mittelalters. Das „Wahre“ wurde nicht im Intellektuellen gesehen, sondern in dem als natürlich und wahrhaftig angesehenen Verhalten des einfachen Volkes. Volkstänze flossen z.B. in die romantische Musik ein (z. B. Franz Schubert). Die Brüder Grimm sammelten die Sagen und Märchen der mündlichen Volksüberlieferung.

Allerdings birgt die „andere Welt“ auch Gefahren. Diese Nachtseite der Romantik, geprägt von Teufelspakten, Wahnsinn, Gespenstern, Schuld und Tod, findet sich z. B. besonders ausgeprägt bei E. T. A. Hoffmann.

Die Romantik ist auch als Gegenströmung zur Aufklärung (Vernunft) zu begreifen und daher im politischen Raum noch heute ein aktueller Begriff

literarische Formen

Musikalische Gedichte, Roman, Volkslieder.

Biedermeier (etwa 1815–1848)[Quelltext bearbeiten]

Als Biedermeier wird die Zeitspanne von ca. 1815 (Wiener Kongress) -1848 (Ausbruch der bürgerlichen Revolution) bezeichnet. Mit ihr verbunden ist der politische Begriff der Restauration, der sich auf die staatspolitische Entwicklung nach dem Ende der Napoleonischen Zeit und des Wiener Kongresses 1815 bis zu den Revolutionsjahren 1848/49 bezieht.

Der Name war als Spottbegriff von Adolf Kußmaul (1822-1902) und Ludwig Eichrodt (1827-1892) ethabliert worden, nachdem sie Gedichte Friedrich Sauters (1766-1846) gelesen hatten. In den von ihnen herausgegebenen "Fliegenden Blättern" (1855-1857) machten sie sich in dem Artikel "BiedermeiersLiederlust" über die Beschaulichkeit, Einfachheit und Naivität des Lehrers lustig. Erst im 20. Jahrhundert fand der Begriff (wahrscheinlich ohne Kenntnis der Entwicklung) Verwendung als Bezeichnung für diesen Abschnitt.

Der Ausdruck Biedermeier bezieht sich zum einen auf die subtile Wohnkultur und Kunst des Bürgertums, zum anderen auf die Literatur der Zeit, die beide häufig zu Unrecht als »hausbacken« und »konservativ« galten. Als typisch galt die Flucht ins Idyll und die Begrenzung. Das kulturelle und gesellschaftliche Leben spielte sich im Privaten ab. Unproblematische Themen wie historische Romane und die Heimat- und Landschaftsverherrlichung wurden veröffentlicht, während die politischen Meinungen und Kritik am System nur im engsten Kreis geäußert wurde.Schon der Dichter Jean Paul hatte eine vom »Vollglück in der Beschränkung«, Goethes Sekretär Johann Peter Eckermann »eine reine Wirklichkeit im Lichte milder Verklärung« zu erkennen geglaubt.

Der strengen Zensur (Vorzensur) im Habsburgerreich fielen nicht nur Werke von Nikolaus Lenau, Franz Grillparzer oder Johann Nestroy zum Opfer; insgesamt waren etwa 40000 Titel auf den österreichischen Verbotslistenlisten. Jedes importierte Buch, alle Artikel, jede Neuveröffentlichung wurde überprüft und bewertet (das "damnatur" der Zensoren für verbotene Werke). Dabei handelte es sich um Werke aus allen Lebens- und Wissensbereichen.

Die Grenzen zwischen Realismus und Biedermeier verschwimmen oft. Vor allem als Lyriker bekannt sind : Nikolaus Lenau (1802-1850), Eduard Mörike (1804-1875), Friedrich Rückert (1788-1866) und August von Platen (1796-1835). In der Prosa sind Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) ("Die Judenbuche"), Adalbert Stifter (1805-1868), Jeremias Gotthelf (1797-1854) und der Märchendichter Wilhelm Hauff (1802-1827) zu erwähnen.

Dramatiker, die mehr oder minder zum Biedermeier gehören, sind Franz Grillparzer (1791-1872), Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862) und Ferdinand Raimund (1790-1836). Grillparzer schrieb Tragödien im Geist der Weimarer Klassik, Nestroy und Raimund vertraten die Wiener Volkskomödie - Drehscheibe waren hier die Wiener Vorstadttheater.

Den Abschluss der Zeit sieht man im Allgemeinen in Stifters Werk. Sein erster Roman Nachsommer (der von ihm selber »Erzählung« genannt wurde) erschien zwar erst 1857, galt aber dennoch als vorzüglichstes Werk der Biedermeierzeit. Stifter wirkte sowohl auf Rosegger und Ganghofer, auf Heyse, Freytag und Wildenbruch, wie auch direkt in den folgenden Bürgerlichen Realismus hinein, auf Storm und Fontane und über diese auf Thomas Mann und Hesse.

Literatur des Revolutionsjahres 1848[Quelltext bearbeiten]

siehe auch: Revolution von 1848/49 im Kaisertum Österreich

Im Jahre 1848 erreichte die Revolution auch die Monarchie. Im Habsburgerreich und Vielvölkerstaat Österreich wurde die Monarchie nicht nur von heftigen Aufständen im Kaiserreich Österreich selbst, sondern auch von weiteren revolutionären Unruhen etwa in Böhmen, in Ungarn und in Oberitalien bedroht. Während die ungarischen, böhmischen und italienischen Erhebungen unter anderem auch die Unabhängigkeit von der österreichischen Vorherrschaft anstrebten, hatte die Revolution im Kernland Österreich (ähnlich wie in den anderen Staaten des deutschen Bundes) eine liberale und demokratische Veränderung der Regierungspolitik und das Ende der Restauration zum Ziel.

Auch in Österreich war es 1847/1848 zu einem Hungerwinter gekommen. Die wirtschaftliche Not traf besonders die sowieso schon benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Auch in der Arbeiterschaft wuchs die Wut auf das überkommene politische System. Werke wie Alfred Meissners "Neue Sklaven" oder Karl Becks Gedicht "Warum wir arm sind" geben ein anschauliches Bild von der Wut und Verzweiflung, die unter der Bevölkerung herrschte.

Schließlich kam es am 13. März 1848 in Wien mit dem Sturm auf das Ständehaus und Anschlägen von Sozialrevolutionären gegen Läden und Fabriken in den Vorstädten zum Ausbruch der Revolution in Österreich. Das Lied "Was kommt dort von der Höh", wobei sich die "Höh'" auf die Polizei und die Kasernen bezog, wurde zum Lied der Revolution. Es wird heute noch von diversen Studentenverbindungen gesungen, um der Beteiligung der Akademischen Legion zu gedenken.

Vor dem Sturm auf das Ständehaus wurden in einer schon am 3. März 1848 vom ungarischen Nationalistenführer Lajos Kossuth verfassten Rede der Unmut gegen das politische System und die Forderungen der Revolutionäre nach einer konstitutionellen Umwandlung der Monarchie und nach Verfassungen für die österreichischen Länder ausgedrückt. Diese Rede wurde in der Ständeversammlung von Adolf Fischhof verlesen. Der Versuch, eine Petition an Kaiser Ferdinand zu überbringen, entwickelte sich zu einem regelrechten Demonstrationszug, so dass Erzherzog Albrecht den Befehl zum Feuern gab und es zu den ersten Todesopfern kam.

Am Abend des selben Tages trat der inzwischen 78-jährige Staatskanzler Fürst Metternich, die verhasste Symbolfigur der Restauration, zurück, und floh nach England. Dieses Ereignis wurde zum Beispiel durch Hermann Rolletts Gedicht Metternichs Linde thematisiert.

Aufhebung der Pressezensur durch Ferdinand I. am 15.3.1848

Am 15. März 1848 machte Kaiser Ferdinand I. erste Zugeständnisse. Er versprach die Abschaffung der Zensur und eine Staatsverfassung. Eine am 21. März 1848 gebildete provisorische Staatsregierung erarbeitete daraufhin die „Märzverfassung“; allerdings ohne Beteiligung einer Volksvertretung. Nach erneuten Protesten der Bevölkerung, wurde sie am 15. Mai 1848 wieder zurück genommen.

Anfang September beschloss der konstituierende österreichische Reichstag die Bauernbefreiung von der Erbuntertänigkeit. Die Dankbarkeit der Bauern dokumentiert zum Beispiel das "neue Lied vom allverehrten Kaiser Ferdinand" (1848).

Im Verlauf der so genannten Wiener „Oktoberrevolution“ gelang es den Wiener Bürgern, Studenten und Arbeitern, die Hauptstadt in ihre Gewalt zu bringen, nachdem die Regierungstruppen geflohen waren. Aber die Revolutionäre konnten sich nur kurze Zeit halten. Am 23. Oktober wurde Wien von konterrevolutionären Truppen, die aus Kroatien angerückt waren, eingeschlossen. Nach einer Woche wurde Wien gegen den heftigen, aber aussichtslosen Widerstand der Wiener Bevölkerung von den kaiserlichen Truppen wieder eingenommen. Um die 2000 Aufständische waren gefallen. Weitere Anführer der Wiener Oktoberrevolution fielen der anschließenden blutigen Rache der Militärs zum Opfer. Viele wurden zum Tode oder zu langen Haftstrafen verurteilt.

Am 2. Dezember 1848 kam es in Österreich zum Thronwechsel. Ferdinand dankte ab und überließ den Thron seinem 18-jährigen Neffen Joseph, der den Kaisernamen Franz Joseph I. annahm. Mit diesem Namen lehnte er sich bewusst an seinen Urgroßonkel Joseph II. (1741 - 1790) an, dessen Politik für Reformfreudigkeit gestanden hatte.

Kulturell war das Jahr 1848 durch die kurzfristige Aufhebung der Zensur geprägt. Dies hatte zur Folge, dass eine Vielzahl von Werken veröffentlicht wurde, Zeitschriften aus dem Boden schossen und wieder verschwanden und sich die Schreibkultur grundlegend wandelte. Friedrich Gerhards "Die Presse frei !", M. G. Saphirs "Der tote Zensor", das Zensorlied oder Ferdinand Sauters "Geheime Polizei" geben ein Bild von der Aufbruchsstimmung. Es wurde auch scharfe Kritik am bestehenden System geübt. Beispiele dafür finden sich in Johann Nestroys Freiheit in Krähwinkel, Skizzen zu Höllenangst, Lady und Schneider oder Die Lieben Anverwandten (1848), Politische Gedichte von Anastasius Grün sowie Schriften von Franz Grillparzer (Dem Vaterlande, Gedanken zur Politik).

Poetischer Realismus (1848–1890)[Quelltext bearbeiten]

Im poetischen oder bürgerlichen Realismus mieden die Autoren die großen gesellschaftspolitischen Probleme und wandten sich der engeren, lokalen Heimat mit ihrer Landschaft und ihren Menschen zu. Die Realisten lehnten sich vor allem gegen die Klassik und Romantik auf. Man wollte Tatsachen möglichst objektiv darstellen und ächtete die Phantasie, so sollten auch die Gefühle und Meinungen des Dichters nicht in die Texte einfließen. Kunst sollte Abbild der Wirklichkeit sein.

Im Zentrum aller Romane, Dramen und Gedichte steht der Einzelmensch, das Individuum. Das stilistische Merkmal vieler Werke des poetischen Realismus ist der Humor, der die Distanz zu dem eigentlich Unerträglichen und Empörenden der Wirklichkeit schafft. Er richtet hierbei eine Anklage gegen einzelne Fehler und Schwächen im Gesellschaftsgefüge, wendet sich aber nicht gegen das System als Ganzes. Dies geht einher mit einem gewissen Kulturpessivismus und Sarkasmus. Zu den typischen Motiven zählt vor allem das alltägliche Leben der "kleinen Leute" und die Handlung findet meist in kleinen ländlichen Dörfern statt. Die Figuren waren häufig Handwerker, Kaufleute und Bauern.

Kennzeichnend für realistische Erzählungen ist die Rahmentechnik: Die eigentliche Handlung wird als Rückblick in eine Rahmenhandlung eingebunden. Dabei erinnert sich ein Erzähler an eine Begebenheit aus seinem Leben oder an eine alte Geschichte. Durch diese Konstruktion wirkt die Erzählung wie ein Bericht über reales vergangenes Geschehen.

Dörfliche Motive finden sich bei Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916), Ludwig Anzengruber (1839-1889) und, schon nach Ausklingen der Epoche, Peter Rosegger (1843-1918), dessen Werk als Wegbereiter für die Heimat- und Mundartdichtung gilt.

In Österreich wurde der klassische poetische Realismus rasch vom Spätrealismus abgelöst.

literarische Formen[Quelltext bearbeiten]

Die bevorzugte Form der Realisten ist die Novelle, sie erreichte im Realismus ihren Höhepunkt.

Der Roman tritt im Realismus in verschiedensten Formen auf: als Entwicklungsroman , als historischer Roman, als Zeitroman sowie als Gesellschafts- und Familienroman.

Humoristische Bildgeschichten verbreiten sich im Volk.

Das Drama war kaum von Bedeutung.

Spätrealismus (1870 – 1880/90)[Quelltext bearbeiten]

Der Spätrealismus als Weiterführung des Poetischen Realismus entstand in Österreich und nahm den Naturalismus vorweg.
Zu den bedeutendsten Autoren zählen:


Theodor Storm (1817-1888) war ebenfalls ein wichtiger Autor im poetischen Realismus. Er brachte 1888 trotz seiner schweren Erkrankung (Magenkrebs), kurz vor seinem Tod noch seine längste und berühmteste Novelle "Der Schimmelreiter" heraus.

Literatur der Jahrhundertwende[Quelltext bearbeiten]

Zur Datierung: Das Jahr 1890 markiert den Beginn der Wiener Moderne mit der Rückkehr Hermann Bahrs nach Wien und der Gründung der Zeitschrift Moderne Dichtung. Damit begann die wohl wichtigste und international einflussreichste Epoche der österreichischen Kunst. Die Wiener Moderne wird allgemein zwischen 1890 und 1910 datiert. Hier soll auch die Zeit bis zum Zusammenbruch der Donaumonarchie einbezogen werden.

Die Wiener Moderne[Quelltext bearbeiten]

Die Jahre um die Jahrhundertwende waren in Österreich von einer geistigen Unruhe geprägt. Die Gesellschaft war durch Königgrätz und den Börsenkrach 1873 nach wie vor verunsichert. So ging auch der deutsche Naturalismus praktisch spurlos an der österreichischen Literatur vorüber, da einfach die klar definierten Gegner fehlten, an denen man sich hätte einen können. Die älteren österreichischen Dichter (alle so um die 50) wie Eschenbach, Rossegger oder Anzengruber hatten den Naturalismus in ihren Werken und ihrer Art des Realismus schon fast etwas vorweggenommen. Daher gab es keinen heftigen Kampf um diese neuen Ideen, sondern ehe ein schleichendes Aufnehmen derselben. Sonst waren Spuren des Naturalismus vereinzelt in Künstlerzeitschriften zu finden (in Ansätzen in Bahrs "Zeit" oder der Wiener "Rundschau").

Ab circa dem Jahr 1890 kann nicht mehr von Stilepochen gesprochen werden, da sich die Stile zeitlich überlagern und viele Autoren im Laufe ihrer Entwicklung den Stil wechseln. In Wien kann der Beginn der Moderne mit dem Jahr 1890 angesetzt werden, als Hermann Bahr sein Wirken in Wien begann (er selbst siedelte sich erst 1891 hier an). Nach Aufenthalten in St. Petersburg, Paris und Berlin mit den neuesten Literaturströmungen vertraut, propagierte er zusammen mit den Herausgebern Eduard Michael Kafka und Julius Kulka in der neuen Zeitschrift Moderne Rundschau zunächst den Naturalismus, stand jedoch schon unter dem Einfluss von Baudelaire und Barrès. Ein Höhepunkt war der Besuch Henrik Ibsens in Wien mit einer Aufführung der Kronprätendenten und einem Festbankett am 11. April 1891. Die Ablehnung nach der von Burgtheaterdirektor Max Burckhard initiierten Aufführung in Wien war so moderat, dass der Dichter dem Wiener Publikum auch noch dafür dankte. Noch bevor der Naturalismus Fuß fassen konnte, rief Bahr zu seiner Überwindung auf. Im Aufsatz Die Moderne (in Moderne Dichtung, 1. Januar 1890) waren bereits die zentralen Motive der neuen Epoche angesprochen: „das große Sterben“, der „Tod der erschöpften Welt“. In seinem Roman Die gute Schule (1890) kam auch die freie Liebe bereits als selbstverständliches Dekor, nicht als Skandal vor.

Hermann Bahr
(1904 von Emil Orlik)

Durch seine Verbindungen und Kontakte wurde Bahr nun zum „Organisator der österreichischen Literatur“ (Peter de Mendelssohn). Die lockere Gruppe junger Autoren, die sich um ihn bildete, wurde bald als Jung-Wien bezeichnet. Sie publizierten in den Zeitschriften Moderne Dichtung (1890), Moderne Rundschau (1891) und Die Zeit (ab 1894), in denen Bahr maßgeblichen Einfluss hatte. Ihr Treffpunkt war das Café Griensteidl. Die wichtigsten Vertreter waren die Freunde Richard Beer-Hofmann (1866-1945, Der Tod Georgs, Erzählung 1900), Hugo von Hofmannsthal (1874-1929, Gedichte, Gestern, Brief des Lord Chandos), Arthur Schnitzler (1862-1931, Anatols Hochzeitsmorgen) und Felix Salten. In ihren frühen Werken finden sich Elemente des Symbolismus, des Impressionismus und der Décadence. Auch Peter Altenberg mit seinen impressionistischen Prosaskizzen (Wie ich es sehe, 1896) und der junge Karl Kraus (1874-1936) werden zu Jung-Wien gezählt. Mit der Schließung des Café Griensteidl 1897 fand Jung-Wien ein Ende, die Autoren wandten sich vielfach anderem zu. Leopold von Andrian, dessen lyrische Prosadichtung Der Garten der Erkenntnis (1895) von Stefan George hoch geschätzt wurde, etwa wurde Diplomat. Karl Kraus verspottete schon 1897 in Die demolirte Litteratur Hermann Bahr und die anderen. 1899 gründete er seine eigene Zeitschrift Die Fackel (1899-1936), in der er selbst zwischen ca. 1905 und 1912 viele junge Talente fördern sollte.

Als Zentrum der literarischen Welt Wiens sollte das Café Central die Nachfolge des Griensteidl antreten.

Arthur Schnitzler profilierte sich in den nächsten Jahren als Dramatiker und Erzähler. In seinen Werken beleuchtete er die seelische Verfassung der Wiener bürgerlichen Gesellschaft (Liebelei 1895, Der einsame Weg 1896, Das weite Land 1911). Leutnant Gustl (1900) war der erste Text der deutschsprachigen Literatur, der völlig als Innerer Monolog gestaltet ist. Er brachte auch den grassierenden Antisemitismus auf die Bühne (Professor Bernhardi, 1912).

Hofmannsthal entwickelte sich vom symbolistischen Lyriker und Verfasser von Dramenfragmenten (Der Tod des Tizian 1892) zum Wiedererwecker des antiken (z. B. Elektra 1903) und barocken Theaters (Das Salzburger Große Welttheater 1922). Ab 1910 war er auch Librettist für Richard Strauss’ Opern (Der Rosenkavalier 1910, Die Frau ohne Schatten 1913/15).

Die Lyrik hatte im Modernen Wien einen hohen Stellenwert. Ihr bedeutendster Vertreter war Rainer Maria Rilke (1875-1926), der allerdings nicht dem Wiener Literatenmilieu angehörte. Weitere Vertreter, die ebenfalls dem symbolistisch-impressionistischen Fin de siècle-Stil angehörten, waren Berthold Viertel (1885-1953) und Felix Dörmann (1870-1926).

Der Roman als literarische Großform war weniger bedeutend. Erwähnenswert sind die phantastischen Romane von Alfred Kubin (1877-1959, Die andere Seite 1909) und Gustav Meyrink (1868-1932, Der Golem 1915).

Eine beginnende Ströhmung lässt sich in Rilkes Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910) erahnen, der das Sozialgefüge und die unwürdigen Lebensumstände im Großstadtleben (Deindividualisierung, Anonymisierung, Soziale Kälte) thematisiert. Vergleichbar ist dies zum Beispiel mit Jacob Riis' How the Other Half Lives. Studies Aong the Tenements of New York (1890). Diese Strömung ist der Beginn einer Betrachtung der Wirklichkeit, die in Zügen an den zur gleichen Zeit schreibenden Franz Kafka, auch an den späteren James Joyce erinnert, wenngleich in Technik und Darstellung doch gänzlich verschieden. Ein Begriff, den Ziolkowsky für Joyces', erstmals jedoch bei Schnitzler vorfindbaren Bewusstseinsstrom prägte, darf auch auf Rilke angewandt werden: Die Welt wird zur »Epiphanie«, zur Offenbarung und zum Immer-schon-Offenbartsein in all ihrem Elend – allein das Schauen ist zu lernen.

Einen besonderen Stellenwert hatte in Wien das Feuilleton. In der Nachfolge von Ludwig Speidel und Hugo Wittmann erlebte es um die Jahrhundertwende seinen Höhepunkt. Herausragende Vertreter waren Theodor Herzl (1860-1904), Felix Salten (1869-1945), Ludwig Hevesi (1842-1910) und Alfred Polgar (1873-1955).

Das Cabaret erlebte einen ersten Höhepunkt. Ein erster Versuch war das Jung-Wiener Theater zum lieben Augustin von Felix Salten 1901, dem kein Erfolg beschieden war. Das Nachtlicht (1906-07) hingegen war erfolgreich, wurde jedoch bald vom Cabaret Die Fledermaus (1907-1913) abgelöst. Im von Josef Hoffmann durchgehend im Jugendstil ausgestatteten Lokal wurden Texte u. a. von Altenberg, Bahr, Friedell, Polgar, aber auch Richard Dehmel und Liliencron gebracht. Hervorgehoben sei nur der Sketch Goethe (Volltext eLib Austria) von Friedell/Polgar (1908). Grete Wiesenthal startete von hier aus ihre Weltkarriere als Tänzerin.

Künstlergesellschaften (zB Die Muskete) wurden gegründet und verstanden sich als Zentrum des Austauschen und der gemeinsamen Weiterentwicklung.

Expressionismus[Quelltext bearbeiten]

Georg Trakl

Der Beginn des Expressionismus in Wien kann mit dem Erscheinen des Buches Die träumenden Knaben 1908 angesetzt werden. Das Buch erschien im Verlag der Wiener Werkstätten, ist Gustav Klimt gewidmet und stammt von Oskar Kokoschka. Das gleichnamige Gedicht ist dabei der Illustration stilistisch weit voraus: „rot fischlein, rot / stech dich mit dem dreischneidigen messer tot / reiß dich mit meinen fingern entzwei / dass dem stummen kreisen ein ende sei...“ Kokoschka schrieb auch einige Dramen, z. B. Mörder, Hoffnung der Frauen (1907).

Einige expressionistische Autoren veröffentlichten ihre ersten Werke zuerst in der Fackel von Karl Kraus, so etwa die Lyriker Franz Werfel und Albert Ehrenstein. Mit der Erzählung Tubutsch (1911) wurde letzter schlagartig berühmt. Kraus unterstützte auch Herwarth Walden in Berlin bei der Gründung der expressionistischen Zeitschrift Der Sturm und vermittelte ihm Wiener Autoren, obwohl er dem Expressionismus eher reserviert gegenüberstand. 1910 entstand in Innsbruck mit Ludwig von Fickers Zeitschrift Der Brenner ein Sprachrohr des Expressionismus. Hier wurde v. a. der Lyriker Georg Trakl (1887-1914) gefördert.

Vertreter des expressionistischen Dramas waren nach dem Weltkrieg der junge Arnolt Bronnen (Vatermord 1920) und Franz Theodor Csokor (Ballade von der Stadt, entstanden 1922).

(Erneuerung des Menschen, Interesse an Lyrik wächst, Spiel mit der Sprache, Drohender Krieg als Motiv, Dadaismus, Auseinandersetzung mit Form und Inhalt, Vater-Sohn Konflikt, Inszenierung von Bühnenstücken. )

Erster Weltkrieg[Quelltext bearbeiten]

Die meisten Schriftsteller hatten – unabhängig von ihrer politischen Weltanschauung – den Ausbruch des Krieges stürmisch begrüßt. Nur wenige, wie Karl Kraus (Essay In dieser großen Zeit, November 1914) oder Arthur Schnitzler (schwieg öffentlich), lehnten ihn von Beginn an ab. Andere, wie Stefan Zweig, wandelten sich sehr rasch zu aktiven Pazifisten. Im Gegensatz zum Deutschen Reich, das Künstler wie Franz Marc an die Front schickte, waren die Behörden in Österreich-Ungarn vielfach bemüht, Künstler im Hinterland für die Propaganda zu nutzen. So konnten viele Schriftsteller im Kriegspressequartier als Kriegsberichterstatter oder im Kriegsarchiv unterkommen, u.a. Hugo von Hofmannsthal, Rilke, Polgar, Roda Roda, die weiterhin für Zeitungen schrieben. Erwähnenswert ist hier Alice Schalek, die als einzige weibliche Kriegsberichterstatterin des Krieges für die Neue Freie Presse schrieb. Hofmannsthal schrieb patriotische Werke (Prinz Eugen) und verteidigte die österreichische Idee in Reden und Aufsätzen. Andere Autoren, deren Namen noch nicht so viel Gewicht hatte, mussten durchaus an die Front. Der bekannteste ist wohl Georg Trakl, der nach der Schlacht bei Grodek Selbstmord beging (Grodek).

Eine ganz andere Entwicklung war in den nicht deutschsprachigen Ländern der Donaumonarchie zu sehen. Diese hatten wenig Lust, in einen Krieg für "Kaiser und Vaterland" verstrickt zu werden. Ein zeitloses Beispiel für die Stimmung gegen den Krieg ist das ursprünglich in tschechischer Sprache verfasste Buch "Der brave Soldat Schwejk" von Jaroslav Hašek. Dieser schilderte in seiner speziellen Sprache den Widersinn der Kriegshetze und Mobilisierung in der Donaumonarchie vor und nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs.

Die Figur des tragi-komischen Antihelden "Schwejk" wurde mit seiner Art der "Pflichterfüllung" zum Vorbild für unzählige weitere Autoren, Kabarettisten, Darsteller und Lebenskünstler, die die Bürokratie, die Monarchie, die Armee, den Krieg, das Krankenhaus oder einfach den "alltäglichen Wahnsinn" zum Ziel ihrer satirischen Federzüge und Sprachübungen machen wollten, so zum Beispiel Robert Bodanzky in Wien. Während der Nazi-Okkupation im Zweiten Weltkrieg war die Schwejk-Lektüre im besetzten Böhmen und Mähren so etwas wie ein nationaler Trost für die unterdrückte Nation, während gleichzeitig mancher Landser seine deutsche Schwejk-Ausgabe im Tornister an die Front trug.

Der Erste Weltkrieg hat ansonsten in der österreichischen Literatur wenig Widerhall gefunden, im Gegensatz zu den meisten anderen beteiligten Staaten (Ernst Jünger und Arnold Zweig in Deutschland, Henri Barbusse in Frankreich, Ford Maddox Ford in Großbritannien). Eine Ausnahme ist das Drama Die letzten Tage der Menschheit (1919/22) von Karl Kraus. Der komplette Zusammenbruch der Habsburgermonarchie und die Suche nach der Identität der neu entstandenen Staaten war das prägendere Ereignis.

Erste Republik und Ständestaat[Quelltext bearbeiten]

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Franz Kafka

Der Zusammenbruch der Monarchie und die damit verbundene Reduktion des großen Reiches auf ein kleines Land war für viele Literaten nicht einfach. Es gab Probleme, sich mit dem neuen Staat zu identifizieren und ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Dies führte dazu, dass viele Schriftsteller die "alten Zeiten" beschworen und den Übergang in die neue Realität anfangs nur schwer vollziehen konnten. Dazu gehörten zum Beispiel Karl Kraus, Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil oder Joseph Roth, der in seinem Werk Radetzkymarsch (1932) das Ende beschrieben hat.

Gleichzeitig gab es eine Hinwendung zu neuen Ideen und Denkmodellen. Die Sozialdemokratie, die Arbeiterbewegung aber auch konservative und religiöse Strömungen wurden immer stärker. Die Lager verhärteten sich zusehends, was sich auch an der Literatur der Zeit nachvollziehen lässt. Es fand eine Ausrichtung auf Berlin und Prag (Kafka, Meyrink, Brod, Hasek) statt, die wirtschaftlich schlechte Lage verschärfte zusätzlich die Situation. Allerdings wurden durch den Zwang, Geld zu verdienen auch einige Schriftsteller zur Arbeit als Journalist gezwungen und belebten dadurch den Feuilleton (Kisch, Polgar, Friedell, Roth). Das Kabarett konnte befreit von der Zensur agieren und gewann dadurch wieder an Bedeutung (Farkas, Grünbaum, Hammerschlag, Soyfer, Polgar, Friedell). Auch sozialkritische und politische Werke erschienen, so wie Werfels Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh, welcher eindringlich den international völlig ignorierten Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern schildert.

Während A. Bronnen und andere junge Autoren Werke schrieben, die sozialistisches Gedankengut enthielten, wandten sich andere, wie M. Jelusich, K. H. Strobl oder B. Brehm nationalistischen Ideen zu. Diese Spannungen führten schließlich auch als äußeres Zeichen zur Spaltung des österreichischen P.E.N Clubs 1933 in Ragusa. Sie wurden aber schon davor literarisch verarbeitet:

1923, noch vor dem gescheiterten Hitler-Putsch in Deutschland, veröffentlichte Joseph Roth Das Spinnennetz. Es folgten Ödön von Horvath (Sladek oder die Schwarze Armee, 1929), Hermann Broch (Die Verzauberung, erste Fassung 1935/36, erschienen postum 1953), Albert Drach (Das Kasperlspiel vom Meister Siebentot, erste Fassung 1938/39, erschienen 1965), Ernst Weiß (Der Augenzeuge, geschrieben 1939, erschienen postum 1963).

Durch die feindliche Stimmung in Österreich wurden viele andersdenkende oder jüdische Dichter zum Verlassen des Landes gezwungen. Elisas Canetti flüchtete nach England, Joseph Roth, Robert Musil, Stefan Zweig oder Ödon von Horváth mussten ebenfalls fliehen. Dies führte zu einer literarischen Verarmung, von der sich Österreich erst Anfang der 60-Jahre erholen sollte.

weitere Literaten der Zeit

Lyrik: Kramer, Josef Weinheber

Theater: Reinhardt, Hofmannsthal, Horvath (neue Sachlichkeit), Die Schwärmer, Csokor

Roman: Großschriftsteller Zweig, Werfel ( -> Hinweis: Begriff "Großschriftsteller" von Musil) Roth, Zweig, Perutz, Lernet-Holenia, Schüler Gerber, Ernst Weiß, Die Blendung, Barbara oder die Frömmigkeit, , Vicki Baum, Hermann Broch (1886-1951), Robert Musil (1880-1942), Franz Kafka (1883-1924)

Sprechsteller: Anton Kuh

Konservativ-katholische bis völkische Dichter: Josef Weinheber, Johannes Freumbichler, Jelusich, Weinheber, Waggerl, Perkonig, Brehm, Mell, Grogger, z.T. Minister im Ständestaat: Guido Zernatto, früher Doderer, Albert Paris Gütersloh

Nationalsozialismus und Exilliteratur[Quelltext bearbeiten]

Am 30. Januar 1933 übernahmen die Nationalsozialisten mit dem ursprünglich aus Deutschösterreich stammenden Adolf Hitler die Macht im Deutschen Reich. Noch im selben Jahr fanden im Reich öffentliche Bücherverbrennungen statt. Unabhängige Literatur und Literaturkritik war nicht mehr möglich. Für die deutsche Republik Österreich traf dies erst mit dem Anschluss in 1938 zu, auch hier wurden Bücher verbrannt. Vom Regime wurde Blut-und-Boden-Dichtung gefördert, daneben bestand auch mehr oder weniger ideologiefreie Unterhaltungsliteratur. Bekannten Regimegegnern drohte der Tod, wenn sie nicht ins Exil gingen, so starben Jakob van Hoddis und Carl von Ossietzky. Viele Schriftsteller blieben im Land, obwohl sie in Opposition zum Nationalsozialismus standen, sie werden zur so genannten Inneren Emigration gerechnet. Sie waren zum Schweigen verurteilt, schrieben für die Schublade oder über unpolitische Themen, die Abgrenzung zu tatsächlich unpolitischen Autoren fällt aber manchmal schwer. Bekannte Namen von im Reich Gebliebenen sind Gottfried Benn, Ernst Jünger, Erich Kästner, Gerhart Hauptmann, Heimito von Doderer und Wolfgang Koeppen.

1500 namentlich bekannte Autoren gingen, oft über verschlungene Stationen, ins Exil, viele töteten sich (Stefan Zweig). Zentren deutscher Exilliteratur entstanden in vielen Staaten der Welt, darunter auch in der deutschen Schweiz, die besonders für Theaterautoren wichtig war. Angesichts der Masse an Schriftsteller, beinahe jeder von Rang ging ins Exil, kann man kaum von einer thematisch oder stilistisch einheitlichen Exilliteratur sprechen. Autoren, die auch im Exil produktiv blieben, waren unter anderem Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Franz Werfel und Hermann Broch. Andere, wie Alfred Döblin oder Joseph Roth, fanden sich nur schwer oder gar nicht zurecht. Nach dem Krieg blieben sie zum Teil im Ausland (Elias Canetti bekam den Literaturnobelpreis als britischer Staatsbürger), einige kehrten zurück. Auffällig ist, dass viele nicht mehr an ihre Leistungen in der Zwischenkriegszeit und im Exil anschließen konnten.

Kleinkunst[Quelltext bearbeiten]

Eine besondere Rolle während des Nationalsozialismus spielte die Kleinkunst in Wien (Link zu "Geschichtlicher Hintergrund"). Berühmt wurde zum Beispiel das "Wiener Werkl", eine Kabarettbühne, die sowohl durch ihre eigenwillige personelle Zusammensetzung, teils durch ihr innovatives Spiel mit Gattungen zu erwähnen ist. So bestand sie zum Teil aus nationalsozialistisch eingestellten, teils aus liberal bis linken Schauspielern, die fast ausnahmslos Werke links-liberaler und auch rassisch verfolgter Autoren aufführten.

In künstlerischer Hinsicht wurde experimentiert und es entstand durch Rudolf Weys, den Mitbegründer der Kleinkunstbühne "Literatur am Naschmarkt" das sogenannte Mittelstück als neue Gattung des Wiener politischen Theaters und Kabaretts. Der Name Mittelstück spielt auf die Stellung als Kombination von Theater und Kabarett an. Rudolf Weys war Mitbegründer der renommierten Kleinkunstbühne Literatur am Naschmarkt und später Hausautor der Wiener Werkels. Andere wichtige Autoren, die das Mittelstück benutzten, um die Kleinkunst wesentlich zu modernisieren und weiterzuentwickeln, waren zum Beispiel Fritz Eckhardt oder der im KZ Buchenwald an Typhus verstorbene Jura Soyfer.

Entwicklung[Quelltext bearbeiten]

Ausgehend vom Arbeiterstück des 19. Jahrhunderts und dem Agitprop-Stück der 20er Jahre wurde das Kabarett von aneinandergereihten Einzelstücken und dem Revue-Theater im 20. Jahrhundert zu einer ernstzunehmenden Kunstform weiterentwickelt. Namen von Autoren, die wesentlich beigetragen haben, diese neue Kunstform zu entwickeln:

Literatur, Theater und Film[Quelltext bearbeiten]

Literatur ab 1945[Quelltext bearbeiten]

Nach dem zweiten Weltkrieg entstand ein Vakuum in Kunst und Kultur, welches erst langsam wieder gefüllt wurde. Manche sprechen von einem literarischen Nullpunkt nach der Bücherverbrennung von 1933, dem Widerstand im eigenen Land oder dem Exil vieler Kunstschaffender. Die Menschen mussten erst wieder eine Beziehung zu ihrem Land aufbauen und das Erlebte in allen traurigen und schrecklichen Facetten verarbeiten. Menschen, die sich Österreich verbunden fühlten, waren über die ganze Welt verstreut, kamen teilweise zurück, konnten sich oft nur schwer mit den neuen Verhältnissen zurecht finden und verließen das Land manchmal wieder auf der Suche nach ihrer Identität. Österreich wurde zur Zwischenstation auf der Reise. So lebte der Lyriker Paul Celan Ende der 40er Jahre ein Jahr lang in Wien, ging dann aber nach Paris. Erich Fried emigrierte nach Großbritannien, wo auch Elias Canetti schon vorher eine neue Heimat gefunden hatte.

Die vielfältige Kulturlandschaft - Zeitschriften, Verlage, Künstlerorganisationen und Gruppen genauso wie Bewegungen und Strömungen in Regionen sowie historische Bezugspunkte - hatte sich verändert und begann, zu etwas Neuem zusammenzuwachsen. Es entstanden und existierten gleichzeitig viele neue literarische Strömungen und Formen mit der Motivation, das Erlebte zu verarbeiten, versäumte Entwicklungen der Weltliteratur nachzuholen und neue Wege zu gehen (Staatspreise an Felix Braun, Rudolf Henz, Max Mell, Franz Nabl). Dieser Prozess wurde durch die Bildung neuer Nationalstaaten und die unterschiedlichen Bedingungen für Kunstschaffende verstärkt.

Die "Trümmerliteratur" beschrieb eine zusammengebrochene Welt, erst jetzt wurde Franz Kafka entdeckt. Die Wiener Gruppe praktizierte innovative Formen der Lyrik, in Westdeutschland formierte sich die Gruppe 47, deren lose assoziierten Mitglieder tonangebend in der Nachkriegsliteratur waren.

Nach 1945 sah sich zuerst die provisorische Regierung unter Renner, dann die Konzentrationsregierung unter Figl und später die Regierung Raab vor der Herausforderung, einen Staat mit neuer Identität zu konstituieren. Dafür war die Kultur ein wichtiges Mittel: Kulturdenkmäler wie der Stephansdom wurden restauriert (Abschluss 1952). Museen, Theater und Universitäten nahmen ihre Tätigkeiten wieder auf und die Spanische Hofreitschule, die in den Kriegswirren nur durch das Eingreifen des US Generals Patton gerettet werden konnte, gab ihre erste Nachkriegsvorstellung. Ausstellungen im Ausland und die Bregenzer Festspiele (1946), Salzburger Festspiele (1945) und Wiener Festwochen (1949) boten Künstlern erstmals wieder die Möglichkeit, ihre Werke dem In- und Ausland zu präsentieren. Durch die neue Freiheit entstanden innovative Kurzgeschichten, die Erzählende -, Frauen- und Volksliteratur konnte sich etablieren, daneben wurden Tagebücher veröffentlicht und es entstanden moderne Dramen (Mundartdichtung, Spiel mit Sprache, Restauratives und innovatives Erzählen, Neue Motive wie Außenseiter, Tod und Krankheit).

Für Kunstschaffende gab es kaum einen Markt und daher übernahm der Staat die Kunstförderung. Diese aus der Not geborene Institution sollte später noch diverse Auswirkungen auf das Kunstschaffen in Österreich haben. Gleichzeitig drängten die Institutionen darauf, dass Künstler bei der Ausbildung eines nationalen Bewusstseins mithelfen sollten. Dies gelang anfangs gut, allerdings führte es zu einer heftigen Gegenreaktion auf das "Konstrukt Österreich", die in den 70er Jahren begann, bis heute fortwirkt und sich insbesondere gegen das Verdrängen des Austrofaschismus und Nationalsozialismus richtet.

Auch die Medienwelt hatte sich stark verändert. Das Radio und insbesondere das Fernsehen boten neue Möglichkeiten zur Verbreitung von literarischen Texten, das Hörspiel erlebte eine neue Blüte. Die Parteizeitungen mussten zunehmens der Boulevardpresse weichen und es erfolgte eine immer größere Medienkonzentration. Der österreichische Staat griff durch parteipolitische Aufteilung von Rundfunk und Fernsehen aktiv in das Geschehen ein.

Trotz aller Veränderungen lässt sich weiterhin eine gewisse Kontinuität, was die literarischen Traditionen der Vorgängerstaaten betrifft, erkennen, da sie teilweise in den neuen Strömungen aufgingen.


Die Wiener Gruppe[Quelltext bearbeiten]

Die Wiener Gruppe um Gerhard Rühm (*1930) und H. C. Artmann (1921-2000) sowie Autoren wie Albert Paris Gütersloh (1887-1973) und Heimito von Doderer (1896-1966) bemühte sich nach dem zweiten Weltkrieg um Anknüpfpunkte an die durch den Austrofaschismus und die Nazi-Zeit verschüttete moderne Tradition. Die Affinität zum Sprachspiel ist eine Konstante in der Literatur Österreichs, zu den bekannteren Vertretern gehören Ernst Jandl (1925-2000) und Franzobel (*1967). Wichtige Lyrikerinnen waren Friederike Mayröcker (*1924) und Christine Lavant (1915-1973).


Literatur ab den 60er Jahren[Quelltext bearbeiten]

Eine Blüte erlebte die österreichische Literatur in den 60er und 70er Jahren, als mit Autoren wie Peter Handke (*1942), Ingeborg Bachmann (1926-1973) und Thomas Bernhard (1931-1989) die deutsche Literaturlandschaft nachhaltig verändert wurde. In dieser Tradition arbeiten auch bedeutende zeitgenössische Autoren wie beispielsweise Norbert Gstrein, Elfriede Jelinek (*1946), O. P. Zier, Sabine Gruber und Ruth Aspöck.


1981 Elias Canetti (UK)
2004 Elfriede Jelinek (AT)


Beeinflusst von verschiedenen nationalen und internationalen Schriftstellergruppierungen entwickelte sich ein neuer und eigenständiger Stil. Einige der einflussreichsten Gruppen sind hier genannt:

Strömungen der Gegenwart[Quelltext bearbeiten]

Ein nicht mehr ganz junges Phänomen in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart tritt im süddeutschen Sprachraum bzw. in Österreich zutage. Angesprochen ist hier die "Postmoderne" und noch viel mehr das literarische Phänomen "postmoderner Roman". Als bedeutende AutorInnen sind hier zu nennen: Oswald Wiener, Christoph Ransmayr (*1954), Werner Schwab (1958-1994) und Marlene Streeruwitz.

Die von Oswald Wiener beeinflusste Marlene Streeruwitz hat das feministische Gedankengut der 70er Jahre in die Gegenwart transportiert. Werner Schwaab verhöhnt und demaskiert mit deftig-kräftigen Ausdrücken und skurrilen Wortverbindungen die schöngeistige Literatursprache. Ransmayr sucht im Gegensatz dazu sowohl inhaltlich als auch stilistisch eher eine vermittelnde Position.

Zwei Artikel, die die jüngste österreichische Literaturentwicklung im Detail beschreiben sind:

Gemeinsamkeiten und Charakteristik[Quelltext bearbeiten]

Die Affinität zum Sprachspiel ist eine Konstante in der Literatur Österreichs, zu den bekannteren Vertretern gehören Ernst Jandl (1925-2000) und Franzobel (*1967).

Querschnitte und ausgewählte Entwicklungen[Quelltext bearbeiten]

Der Staat als Förderer[Quelltext bearbeiten]

Zensur in Österreich[Quelltext bearbeiten]

Das 18. Jahrhundert[Quelltext bearbeiten]

Vor der Regierungszeit Maria Theresias lag die Zensur in den Händen der Universitäten, die von den Jesuiten geführt wurden. Im Zuge der Gegenreformation war die Angst und Vorsicht der Autoren und Drucker so groß geworden, dass die Buchproduktion in Österreich deutlich hinter der in Deutschland zurückblieb. Bücher wurden soweit wie möglich aus dem Ausland eingeführt. Dabei erfolgte die Zensur in zweifacher Hinsicht: einerseits durch Zöllner an der Grenze und andererseits durch die Zensurstelle der Landesregierungen.

Erst Maria Theresia lockerte die Zensur. Um den Staat modernisieren zu können, musste sie die Ideen der Aufklärung zulassen und sich von der Gegenreformation und der Vorherrschaft der Kirche lösen. Die Universitäten wurden säkularisiert und die Zensur neu organisiert. Mit der Zensur beauftragte sie Gerard van Swieten (1700 - 1772), doch nach dessen Tod verschärfte sich die Zensur wieder.

Joseph II. griff wieder den Grundsatz van Swietens: Der Staat soll nur die allerschlechteste, d. h. die unsittlichste Lektüre hintanhalten, auf. Auch "Kritiken, wenn es nur keine Schmähschriften sind, sie mögen treffen, wen sie wollen, vom Landesfürsten an bis zum untersten", waren nicht verboten. Die Zahl der Publikationen stieg in Folge sprunghaft an. So kam es auch zur Entstehung eines eigenen Schriftstellerstandes. Beim Theater war Joseph II. weniger tolerant. Neben grobianischen Formen des Volkstheaters waren auch staatspolitisch kritische Werke verboten. Zu den betroffenen Werken zählten unter anderen Beaumarchais "Figaro" und Goethes "Werther" (Verbot 1786 aufgehoben).

Die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts[Quelltext bearbeiten]

Während Joseph II. eher eine liberale Eistellung vertrat, verschärften spätere Herrscher die Zensurbestimmungen immer mehr. Unter Leopold II. wurde 1790 die Zensur zum Schutze der Kirche verschäft. Werke, welche die allgemeine Ruhe stören oder den Gehorsam vermindern konnten, werden ausnahmslos verboten.

In der Regierungszeit Franz II. (1792 - 1835) fällt die Wiederherstellung der Polizeihofstelle (1793), der einige Jahre danach die Zensurstelle unterstellt wird. Die General-Zensur-Verordnung vom 22. Februar 1795 enthält eine erschöpfende Aufstellung aller Zensurregelungen der damaligen Zeit und war die Grundlage späterer Zensurpraxis. Sie enthielt drakonische Strafen für zuwiderhandelnde Buchhändler und Drucker.

So fielen der strengen Zensur (Vorzensur) im Habsburgerreich nicht nur Werke von Nikolaus Lenau, Franz Grillparzer oder Johann Nestroy zum Opfer; insgesamt fanden sich etwa 40.000 Titel auf den österreichischen Verbotslisten. Jedes importierte Buch, alle Artikel, jede Neuveröffentlichung wurde überprüft und bewertet (das "damnatur" der Zensoren für verbotene Werke). Dabei handelte es sich um Werke aus allen Lebens- und Wissensbereichen. Detaillierte Informationen hierzu gibt es im Projekt "Zensur in Österreich" und im AEIOU-Lexikon.

Das Revolutionsjahr 1848[Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1848 erreichte die Revolution auch die Monarchie.

Am 15. März 1848 machte Kaiser Ferdinand I. erste Zugeständnisse. Er versprach die Abschaffung der Zensur und eine Staatsverfassung.

Die kurzfristige Aufhebung der Zensur geprägt hatte zur Folge, dass eine Vielzahl von Werken veröffentlicht wurde, Zeitschriften aus dem Boden schossen und wieder verschwanden und sich die Schreibkultur grundlegend wandelte.

Friedrich Gerhards "Die Presse frei !", M. G. Saphirs "Der tote Zensor", das Zensorlied oder Ferdinand Sauters "Geheime Polizei" geben ein Bild von der Aufbruchsstimmung. Es wurde auch scharfe Kritik am bestehenden System geübt. Beispiele dafür finden sich in Johann Nestroys Freiheit in Krähwinkel, Skizzen zu Höllenangst, Lady und Schneider oder Die Lieben Anverwandten (1848), Politische Gedichte von Anastasius Grün sowie Schriften von Franz Grillparzer (Dem Vaterlande, Gedanken zur Politik).

Der erste Weltkrieg[Quelltext bearbeiten]

Während des 1. Weltkriegs kontrollierte das sogenannte Kriegsüberwachungsamt sowohl die Zeitungen, als auch die Soldatenpost.

Die Zwischenkriegszeit[Quelltext bearbeiten]

Der Ständestaat wollte durch die Beherrschung des öffentlichen Kommunikationssystems die oppositionelle Berichterstattung ausgeschalten. Insgesamt wurden 325 Bücher verboten.

Der zweite Weltkrieg[Quelltext bearbeiten]

1938 führten die Nationalsozialisten eine umfassende Zensur, die auch die Kontrolle des Briefverkehrs mit Soldaten umfasste, ein.

Die Kulturpolitik im Dritten Reich hatte die Gleichschaltung und Kontrolle der Kunstschaffenden durch Zensur zum Ziel. Dies gelang bei Radio, Film, Theater und Literatur leichter als bei der Kleinkunst, die unmittelbar mit dem Publikum Kontakt hatte und so die Zensur geschickt umgehen konnte. Eine der berühmtesten Kabarettbühnen war das "Wiener Werkl", wo fast ausnahmslos Werke links-liberaler und auch rassisch verfolgter Autoren aufführt wurden.

Die zweite Republik[Quelltext bearbeiten]

1945 wurde von den Alliierten eine "Österreichische Zensurstelle" errichtet, die bis 1953 Briefe zensurierte.

Österreichische Literaturpreise[Quelltext bearbeiten]

Zitate zu Österreich und seiner Literatur[Quelltext bearbeiten]

Zitate mit Quellangaben[Quelltext bearbeiten]

Schmidt-Dengler, Österreich und Mitteleuropa

"Die Literatur aus Österreich ist gewiß zum überwiegenden Teil in deutscher Sprache abgefaßt, aber sie gehorcht auf Grund der historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ganz anderen Gesetzen, auch im Bereich der reinen Form und des Inhalts." :Professor Wendelin Schmidt-Dengler, Österreich und Mitteleuropa (pdf, kakanien.at)


Hapsburg Monarchy, Henry Wickham Steed

"What is incomprehensible to every non-Austrian, nay, the eternally unintelligible about Austria, is the Asiatic in Austria," wrote in 1871 Ferdinand Kurnberger (Siegelringe, 1st edition, pp. 220-225), the ablest Austrian essayist of the second half of the nineteenth century. But, he added, " Austria is not really unintelligible; it must be comprehended as a kind of Asia. ( Europe ' and ' Asia ' are very precise ideas. Europe means Law ; Asia means arbitraty rule. Europe means respect for facts; Asia means the purely personal. Europe is the man ; Asia is at once the old man and the child. With this key you may solve all Austrian riddles." :The Hapsburg Monarchy, Henry Wickham Steed, London, 1919 (elib Austria)

Weitere Zitate[Quelltext bearbeiten]

Hugo von Hofmannsthal

"So wenig Zweck und Sinn es hat, wenn gelegentlich französische Diplomaten und Journalisten Österreich gegen Deutschland ausspielen, die Fiktion einer österreichischen Literatur, einer österreichischen Musik aufstellen – alles das gibt es nicht, es gibt nur eine deutsche Musik und eine deutsche Literatur und in dieser die von Österreichern hervorgebrachten Werke."
OHNE QUELLANGABEN, Hugo von Hofmannsthal zugeschrieben.

TRANS Artikel

  • 1.1. A paradigm change was made after long years of efforts of many scholars and institutions. The focus is no longer as in the seventies and eighties on the "for and against" of an Austrian literature, but on the compiling of data banks and literary histories.
  • 1.2. Austrian Literature is a literature in several languages.(10)
  • 1.3. No canon is to be worked out. The issue is rather of a broad approach to the subject with all its constradictions

Dorowin

Und damit kommt auch Hermann Dorowin nicht um die Frage herum, was nun das Österreichische an der österreichischen Literatur ausmache. Allerdings verlässt er sich nicht auf eine handliche Definition des Typs "österreichisch ist immer, wenn...". Statt dessen umkreist er die Spielarten des Österreichischen in mehreren Anläufen. Als wichtigste, wenn auch keineswegs einzige österreichische Qualität findet er schließlich "das scharfe Gehör für den Fall". Diese poetische Formel ist für Dorowins Überlegungen von zentraler Bedeutung, und da sie dem Gedicht "Große Landschaft bei Wien" von Ingeborg Bachmann entnommen ist, bekundet sie zugleich, welcher österreichischen Dichterin sich der Interpret besonders verbunden fühlt.


Text eines Proseminars zum Thema

Ohne jeglichen Vollständigkeitsanspruch sollen im Seminar einige Texte behandelt werden, die in mancherlei Hinsicht als besonders repräsentativ für die Literatur aus Österreich erscheinen. Welche Charakteristika und mentalitätsgeprägte Befindlichkeiten nun aber als spezifisch österreichische zu kennzeichnen sind, hierüber wird - hoffentlich kontrovers - zu diskutieren sein; denn, ob und wie man die deutschsprachige Literatur solchermassen in ihre Regionen zerlegen soll, darf dabei durchaus kritisch hinterfragt werden - namentlich auch im Hinblick auf entsprechende Konstruktionen im Zusammenhang mit Literatur aus der Schweiz. Konzentriert auf Texte verschiedener Gattungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert wird der Blick vor allem auf die Literaturmetropole Wien gerichtet werden, freilich nicht ohne auch Prag und Budapest miteinzubeziehen. Die geistes- und sozialgeschichtlichen Voraussetzungen dieser Werke aus dem Herzen Europas sollen dabei ebenso thematisiert werden wie deren sprachliche, formale oder aber auch sprachspielerische und also häufig eben poetisch innovative Gestaltung. Besonders massgebliche, allesamt epochemachende Autoren und Autorinnen von Literatur aus Österreich im weitesten Sinne - wie z.B. Nestroy, Grillparzer, Hofmannsthal, Roth, Kafka, Bachmann, Bernhard und Jandl - werden daher zu konsultieren sein, wenn es darum geht, Unterschiede zur und Gemeinsamkeiten mit der restlichen Poesie in deutscher Sprache zu benennen.


Österreich und Mitteleuropa (Schmidt-Dengler)

(...)

Milan Kundera meinte, daß Österreich nicht in der Lage gewesen sei, eine »Föderation gleichberechtigter Nationen zu bilden«. Dazu lassen sich die Worte Musils als komplementär entgegenhalten, daß Kakanien, also die Habsburgermonarchie, »ohne daß die Welt es schon wußte, der fortgeschrittenste Staat« gewesen sei. Daß das kleine Österreich verpflichtet ist, aus dieser Geschichte, vor allem aus den Fehlern zu lernen, bedarf keiner weite- ren Begründung. Das bedeutet aber auch neue Akzente in der Bildungspolitik: Die Initiativen, die nach 1989 von den Verantwortlichen gesetzt wurden – z.B. die massive Entsendung öster- reichischer Lektoren in die ehemaligen sozialistischen Länder gehört zu den wichtigsten außen- politischen Leistungen auf kulturellem Gebiet. Im Inland hingegen gilt es umzudenken: Es ist beschämend, daß die meisten Kolleginnen und Kollegen aus diesen Ländern sich in deutscher Sprache so verständigen können wie in ihrer Muttersprache, wir hingegen kaum in entspre- chender Weise antworten können. Slawische Sprachen sowie das Ungarische und Rumänische sollten einen besseren Platz in unserem Bildungssystem einnehmen, und den europäischen Bürger der Zukunft sollte Polyglossie auszeichnen. So löblich es ist, daß es eine lingua franca, eine koiné wie das Englische gibt, so wichtig wäre es , die einzelnen Sprachen in ihrer Integrität zu fördern: Die Vielheit der sprachlichen Systeme stimuliert auch die Varietät des Denkens. Was in der Monarchie versäumt wurde, könnte nun nachgeholt werden. Damit wäre der Vielgestalt Europas die nötige Reverenz erwiesen. Daß Österreich bei der Integration der östlichen Nach- barn in die europäische Union eine entscheidende Rolle spielen wird, steht außer Zweifel, doch sollte dieses Bewußtsein nicht zur leeren Phrase verkümmern. Vorbildhaft war seit Beginn der sechziger Jahre die Tätigkeit der österreichischen Gesellschaft für Literatur, die sich unter Wolfgang Kraus besonders der Intellektuellen in den sozialistischen Ländern annahm. Ich finde es sehr erfreulich, wenn heute in einem germanistischen Seminar ein Drittel der Hörer aus dem Ausland kommt. Damit wäre ein Fach, das früher nationaler Engstirnigkeit selten die Stirne bot, endlich auch kosmopolitisch geworden. Wünschenswert wäre es, wenn sich reziprok dasselbe in Prag, Bukarest oder Budapest abspielen würde, eine Vision, gewiß, aber doch keine unrealis- tische. Die besondere Akzentuierung Mitteleuropas für den weiteren Integrationsprozeß darf allerdings nicht dazu führen, daß sich die österreichische Kulturpolitik gleichsam als Masseverwalterin des Erbes der Donaumonarchie fühlen würde. Das ist auf der einen Seite eine Anmaßung, auf der anderen Seite jedoch auch eine geradezu verhängnisvolle Verleugnung der kulturellen Identität der Republik, und zwar sowohl vor wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Österreich braucht sich nicht nur durch Mahler und Schönberg, nicht nur durch Hofmannsthal, Schnitzler und Musil, nicht nur durch Klimt, Schiele und Kokoschka definiert zu sehen. Gerade auf dem Gebiet der Literatur kann sich auch die kleine Alpenrepublik sehen lassen. Während den Österreichern Besonderheit im Bereich der Musik und Malerei (wie übrigens auch im Sport) attestiert wird, wird die österreichische Literatur gerne der deutschen zugeschlagen. Die Literatur aus Österreich ist gewiß zum überwiegenden Teil in deutscher Sprache abgefaßt, aber sie gehorcht auf Grund der historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ganz anderen Gesetzen, auch im Bereich der reinen Form und des Inhalts. Und gerade diese Unterschiede gilt es zu akzentuieren, nicht um einem Partikularismus zu huldigen, der zuletzt ja nur zur Ausgrenzung führt, sondern um die feinen Unterschiede zu erkennen und so die Vitalität des kulturellen Diskurses zu intensivieren. Und in der Kunst die feinen Unterschiede auch die großen. In den USA differenzieren sich die einzelnen Staaten zunehmend in ihrer kulturelle Besonderheit aus; man denke nur an so unterschiedliche Territorien wie New York, Texas und Kalifornien, ein deut- liches Indiz dafür, daß es ein Verlangen nach Differenz gibt. Diese Differenz muß in Europa nicht eigens herausgebildet werden, sie ist ein Geburtsfehler und zugleich eine gute Erbanlage; sie ist zu bewahren. Die Kunst mit einer europäische Einheitssignatur tätowieren zu wollen, wäre ein Vergehen, das nie rückgängig gemacht werden könnte. Sie würde, im besten Falle, mit kreativer Anarchie antworten.


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Literatur zum Thema[Quelltext bearbeiten]

Einbändige Literaturgeschichten[Quelltext bearbeiten]

  • Martini, Fritz: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 19., neu bearbeitete Auflage. Stuttgart: Kröner 1991. SBN 3-520-19619-0 (Lizenzausgabe beim Kölner KOMET-Verlag 2003, ISBN 3-89836-381-3) Standardwerk
  • Žmegac(, Viktor (Hrsg.): Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wiesbaden: Marix 2004. ISBN 3-937715-24-X

Mehrbändige Literaturgeschichten[Quelltext bearbeiten]

Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begründet von Helmut de Boor und Richard Newald. München : Beck, 1971- (12 Bände geplant, erschienene Bände und Teilbände teilweise in neuerer Bearbeitung)

  • Band 1: Die deutsche Literatur von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung : 770 – 1170. 9. Aufl. bearbeitet von Herbert Kolb. München: Beck, 1979. ISBN 3-406-06088-9
  • Band 2: Die höfische Literatur : Vorbereitung, Blüte, Ausklang; 1170–1250. 11. Aufl. bearbeitet von Ursula Hennig. München: Beck 1991. ISBN 3-406-35132-8
  • Band 3: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter.
    • Teil 1: Zerfall und Neubeginn : 1250 – 1350. 5., neubearbeitete Auflage, neubearbeitet von Johannes Janota.. München: Beck 1997. ISBN 3-406-40378-6
    • Teil2: Reimpaargedichte, Drama, Prosa. Herausgegeben von Ingeborg Glier. München: Beck 1987. ISBN 3-406-00713-9
  • Band 4: Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock.
    • Teil 1: Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance: 1370–1520, 2. Aufl. Neubearb. von Hedwig Heger, München: Beck 1994. ISBN 3-406-37898-6
    • Teil 2: Das Zeitalter der Reformation: 1520 – 1570. Bearbeitet von Hans Rupprich. München: Beck 1973. ISBN 3-406-00717-1
  • Band 5: Die deutsche Literatur vom Späthumanismus zur Empfindsamkeit : 1570–1750. Unveränderter Nachdruck der 6., verbesserten Auflage. Mit einem bibliographischen Anhang. München: Beck 1975. ISBN 3-406-00721-X
  • Band 6: Von Klopstock bis zu Goethes Tod.
    • Teil 1: Aufklärung, Sturm und Drang, frühe Klassik : 1740–1789. Von Sven Aage Jørgensen; Klaus Bohnen; Per Øhrgaard.. München: Beck 1990. ISBN 3-406-34573-5 (Sonderausgabe 1999. Früher unter dem Titel: Richard Newald: Ende der Aufklärung und Vorbereitung der Klassik. Später auch unter dem Titel: Sven AgeJørgensen: Aufklärung, Sturm und Drang, Frühe Klassik.)
  • Band 7: Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration.
    • Teil 1: Das Zeitalter der Französischen Revolution: 1789–1806. 2., neubearbeitete Auflage, bearbeitet von Gerhard Schulz. München: Beck 2000. ISBN 3-406-46700-8
    • Teil 2: Das Zeitalter der Napoleonischen Kriege und der Restauration: 1806 – 1830. Bearbeitet von Gerhard Schulz. München: Beck 1989. ISBN 3-406-09399-X
  • Band 9: Geschichte der deutschsprachigen Literatur.
    • Teil 1: 1870–1900: von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. Bearbeitet von Peter Sprengel. München: Beck 1998. ISBN 3-406-44104-1
    • Teil 2: 1900–1918 : von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Bearbeitet von Peter Sprengel. München: Beck 2004. ISBN 3-406-52178-9
  • Band 12: Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Wilfried Barner. München: Beck 1994. ISBN 3-406-38660-1

Literaturgeschichten mit Primärtexten[Quelltext bearbeiten]

  • Die deutsche Literatur. Ein Abriss in Text und Darstellung. Reclam 2000 ISBN 3-15-030022-3
    (Insgesamt 17, auch einzeln erhältiche Bände zu verschiedenen Epochen.)

Nachschlagewerke[Quelltext bearbeiten]

  • Horst Dieter Schlosser: dtv-Atlas Deutsche Literatur. dtv 2002. ISBN 3-423-03219-7
  • Gunter E. Grimm und Frank Rainer Max (Hg.): Leben und Werk deutschsprachiger Autoren vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Reclam 1993. ISBN 3-15-010388-6
    (Auch in Einzelausgaben zu verschiedenen Epochen erhältlich.)

Themenschwerpunkte[Quelltext bearbeiten]

Literatur in Österreich

  • Ernst Fischer (Hrsg.): Hauptwerke der österreichischen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen. Kindler, München 1997. ISBN 3463403048
  • Fritz Peter Knapp: Die Literatur des Früh- und Hochmittelalters in den Bistümern Passau, Salzburg, Brixen und Trient von den Anfängen bis zum Jahre 1273 (Geschichte der Literatur in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart, Band I), Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1994.
  • Fritz Peter Knapp: Die Literatur des Spätmittelalters in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von 1273 bis 1439. I. Halbband: Die Literatur in der Zeit der frühen Habsburger bis zum Tod Albrechts II. 1358 (Geschichte der Literatur in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart, Band II/1), Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1999.
  • Fritz Peter Knapp: Die Literatur des Spätmittelalters in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von 1273 bis 1439. II. Halbband: Die Literatur in der Zeit der habsburgischen Herzöge von Rudolf IV. bis Albrecht V. (1358-1439) (Geschichte der Literatur in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart, Band II/2), Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 2004.

Donau

  • Reimund Hinkel: Wien an der Donau. Der große Strom, seine Beziehungen zur Stadt und die Entwicklung der Schiffahrt im Wandel der Zeiten, Wien 1995
  • Claudio Magris: Danube. ISBN 1860468233, Verlag: Farrar Straus & Giroux
  • Péter Esterházy: Donau abwärts. Residenz 1992

Tirol